Zeit und Ewigkeit – Interview mit Armin Risi

Das Schwerpunktthema dieser Lichtwelle-Ausgabe lässt sich von unterschiedlicher Seite betrachten, nicht zuletzt auch von der philosophischen. Im folgenden Interview stellten wir Armin Risi deshalb Fragen, welche die philosophische Betrachtung ins Zentrum rücken. Armin Risi verbindet westliche und indische Philosophie durch eine ganzheitliche, theistische Weltsicht.

Ewig, dauerhaft und unsterblich – das ist die Natur unseres spirituellen Seins. Wie widerspiegelt sich die Ewigkeit in unserem irdischen Zeitrahmen?

Unser zeitliches Dasein ist nicht getrennt von der Ewigkeit. Ewigkeit ist der Hintergrund der Zeit. Mystiker sagen: „Zeit ist wie der Schatten der Ewigkeit.“ Wenn wir mit dieser Sicht der Ewigkeit durch unser zeitliches Dasein gehen, können wir vieles aus einer anderen Perspektive sehen.

Was ist der Unterschied zwischen Zeit und Ewigkeit?

Ewigkeit ist nicht unendlich lange Zeit. Ewigkeit ist nicht ein Ablauf von zig Milliarden von Jahren, und irgendwann wird es dann ewig – nein. Zig Milliarden von Jahren ist immer noch Zeit. Zeit ist Unendlichkeit. Ewig jedoch ist das Sein, das nicht an die Zeitlichkeit gebunden ist. Ewigkeit ist die Zeitlosigkeit. „Ewig“ bedeutet raum- und zeitlos. Wir können uns mit unserem materiellen Verstand Raum- und Zeitlosigkeit nicht vorstellen, denn dieser ist ein Produkt von Raum und Zeit. Hier berührt unser Bewusstsein, das ja nicht auf den Verstand beschränkt ist, die Ewigkeit.

Zeit ist Unendlichkeit, und Unendlichkeit ist nicht dasselbe wie Ewigkeit. Wie sind Unendlichkeit und Ewigkeit verbunden? Wie unterscheiden sie sich?

Wir können dies durch eine Analogie veranschaulichen, ein schönes Beispiel aus dem zweidimensionalen Bereich: eine Gerade. Wie viele Punkte sind auf einer Geraden?

Unendlich viele.

Und wie viele Punkte sind auf der Fläche daneben?

Noch unendlicher viele. (lacht)

Gleich viel unendlich wie auf der Geraden?

Ja.

Ja, unendlich bedeutet unbegrenzt. Und nur schon in diesem zweidimensionalen Beispiel ist die Unendlichkeit für uns unvorstellbar. Hier bekommen wir ein Gefühl für mystische Wahrnehmung. Beides ist unendlich, und trotzdem ist es nicht dasselbe. Die Fläche symbolisiert die Ewigkeit, die Gerade die Unendlichkeit. Die Gerade ist die lineare Zeit, eingebettet in die Fläche, die Ewigkeit. Es wäre eine Illusion zu meinen, die Gerade sei getrennt vom Hintergrund, oder noch beschränkter, es gebe nur die Gerade und keine Fläche, keinen Hintergrund. Die Existenz der Linie ist ein Beweis für die Existenz der Fläche. Die Vergänglichkeit ist ein Beweis für die Ewigkeit, denn die Vergänglichkeit ist der Schatten. Und ein Schatten existiert nicht von selber. So bekommen wir ein Gefühl dafür, was das Wesen von Unendlichkeit und Ewigkeit ist.

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