"Giftspritze" im Vollzug

Was ist uns denn schon für ein humanes Kulturkleid gewachsen. Strafgefangene erhalten bei uns ab sofort nervenlähmende Toxinspritzen, damit die Lachfalten im Augenbereich nicht endlos weiter fortschreiten müssen. Oder waren es doch die Trauerweiden? Als Gefängnisinsasse kann ich mir so was schliesslich nicht antun. Wo kämen wir da hin mit einem aufgeklärten Terroristenverständnis!?

Ätsch, falsch geraten - hab ich mich wirklich in der Umgebung geirrt.
Dieser Kulturschock im Schönheitsbereich findet doch tatsächlich in der freien Wildbahn statt. Diese Rubelinvestition ‘à la chic’ leistet sich ab sofort unsere einnahmeträchtigere Proletarierschicht. Ja natürlich, auch diese Rasse will ja wieder mal etwas mehr beachtet werden.

Oder können Sie sich etwa einen Schreiberling vorstellen mit Runzeln im Gesicht, etwa einer, der sich vor lauter Überlegungen beim Recherchieren Furchen zwischen den Augen wachsen lässt, bis ihm nichts mehr, oder alles einfällt? Grässlich! Eine Moderatorin, die vor lauter wabbelnden Lachfalten ihre geladenen Gäste nicht mehr erkennt? Oder noch schlimmer, ein Rechtsanwalt, der vor lauter Verteidigungsstrategiehirn vor dem Richter über seine eigenen Denkfalten stolpert?

Soweit sind wir nun doch auch wieder nicht abgesunken. Dafür gibt es jetzt schliesslich den neuesten Gnadenakt der Schönheitsgilde: nervenlähmendes Muskelgift, welches in diese so arg bedrohlichen Gesichtsfallen ein paar Monate anhaltend - wirkungsvoll eingespritzt werden kann. Wie hilfsbereit erweisen sich doch unsere ärztlichen Menschenretter immer wieder von neuem, unermüdlich auf Aufklärungstour in Sachen Nächstenliebe - wo wir doch wirklich schon genug zu kämpfen haben mit unserem Röschtigraben, unserem Parteiengraben, unserem Risottograben, unserem Intelligenzgraben ...
 

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