Kleine Einführung
ins aktuelle
Weltgeschehen



Wisse was IST,
dann weisst du,
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(jhr)

































 



Kleine Einführung ins aktuelle Weltgeschehen



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ATOM-KATASTROPHE JAPAN & GLOBAL die 'neuen' Altlasten



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Neujahrs-Einstieg 2014

So, jetzt habe ich mir endlich eine goldene Brille gekauft. Na klar, wegen den goldigen Aussichten.

Und dann - hat mich eine Grippe der besonderen Rasse  erwischt, die ihren Namen einfach nicht mehr verdient. Ich bin ja für Veränderungen offen, aber bitte erst nach dem Integrationsfähigkeits-Test. Also bitte, wofür haben wir denn soviel ausgebildete Experten, amtlich  abgesegnete Fachleute.

Vielleicht könnte man dieses Grippe-UnDing mit ‚ziemlich schräge Nummer‘ bezeichnen. Kann ich mit bester Motivation nirgends mehr einordnen. Da musste fast jedes Organ herhalten, auf Teufel komm raus. Und der kam! Aber nicht zu spät, ein paar mal nachts fast mit ersticken gedroht. Von wegen Ganzheitlichkeit, da wird nix mehr ausgelassen. Alle Organe rein in die Arena. Habe ja schliesslich auch alle mal aufpäppeln müssen, dann dürfen die auch alle antraben.

In diesen hektischen Zeiten kann ich  ja auch nicht mehr gleich alle früher mal abgeschlossenen, ‚teuflischen‘  Verträge einzeln durchsehen. Jetzt wo ich mir neuerdings angewöhnt habe, auch noch das Kleingedruckte zu lesen.  Etwas verstehe ich jetzt aber auch nicht so ganz: wenn diese Verstickereinummer gelungen wäre, hätte er eh nix mehr davon gehabt. Gut, der hat vielleicht eine andere Buchhaltung, was soll’s.

Nach einer kleinen Strassenumfrage darf ich beruhigt feststellen, dass ich in guter Gesellschaft bin. Na, wenigstens nicht alleine grippal herumschmoren. Für gewöhnlich dauert bei mir eine normale Grippe etwa 20 Minuten, aber so ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, ist schon viele Jahre her.

Unkenrufe sprechen von Attacken der wildesten  Sorte. Notwendige Reinigungsprozesse hört sich da gerade noch besänftigend an. Haben da Labormitarbeiter wieder mal die Hintertüren zur Rauchpause offen gelassen? Nein, es laufen zur Zeit keine Ermittlungen. Personalmangel auch im neuen Jahr.

Heisst das jetzt, dass ich etwa schon alt geworden bin, oder haben sich einfach zu viele Viren beim Arbeitslosenamt gemeldet? Die müssten doch auch wissen, dass diese Finanzquelle selber am schrumpfen ist. Wahrscheinlich dachten die, wir sind eh so klein, dass fällt doch nicht auf, da werden wir schon irgendwo runterschlüpfen können. Jedenfalls beim Formularausfüllen muss das dem Schalterpersonal nicht sonderlich aufgefallen sein. Und ich war dort auch nicht angemeldet, Ehrenwort!

Dann noch ein paar deftige Prisen Solarflairs, die Nervensysteme liebkosend, runden das festliche Menü schliesslich ab. Jawohl, es gibt solch seltenen Momente, wo selbst mafiöse Schmerzmitteleinsätze wenigstens ein bisschen zur Erlösung beitragen können, wenn auch nur auf der Schmalspurbahn.

Da dieses Jahr ein ganz besonderes verspricht, hat sich fast uhrwerkpräzis kurz nach Mitternacht dann auch noch ein Zahn angemeldet, der vermutlich etwas wenig Aufmerksamkeit bekommen hätte, im alten Jahr. Kann man verstehen. Hatte ich aber nicht mitbekommen.

Eigentlich wollte ich das etwas anstrengende 2013 endlich mal verabschieden, und mich jetzt nicht gleich um neue Baustellen kümmern. Folgt die Antwort  auf dem Fusse, resp. ein paar Stockwerke höher. So ist das, wenn man angemeldete Gäste einfach erfolgreich ignoriert. Das sind keine Duckmäuser, die sich bereits gesellschaftlich angepasst haben. Zähne lassen sich nicht einfach mal in die Schranken setzen. Gut man ihnen vielleicht einen Maulkorb verpassen, das Ding hiesse dann zum Beispiel Zahnspange. Aber lange wollen die das auch nicht mitmachen. Doch wenn‘s dann stresst, muss es losgehen. Da die Zeitschleife sich ja um einiges beschleunigt, müssen sich folgerichtig auch die Manifestationen anpassen. Und so war‘s denn auch. Ich wollte behaupten: vorgedrängelt, da wurde ich eines besseren belehrt, da diese Spezies nix weiss von Terminkalender. Na super, wo doch fast alle Goschenpfleger  im Urlaub sind.
Am zweiten Tag wurde ich, Auweh hab dank, äusserst nachdrücklich zum Handeln aufgefordert. Zögerlich die Goschenzentrale angerufen und mir eine Notfallnummer geben lassen.

Und dann ging‘s aber echt los. Meiner akademischen Neugier folgend, wieso ich denn schon bei der Terminvereinbarung eine kostenpflichtige 0900er-Nummer anwählen muss, wurden die Tarife aber subito klar durchgezogen. Was ich denn daran auszusetzen hätte. Wie oft rufe ich denn am 2. Neujahrstag an, um einen Behandlungstermin zu vereinbaren. Ich äusserste mal ganz vorsichtig mein Erstaunen und konnte mir gerade noch verkneifen, ob Räuspern jetzt im Katalog auch schon taxpflichtig aufgeführt wäre.

Ich müsse aber eine Anzahlung machen, da die Zahlungsmoral nicht eben zum Firmenvorteil ausfallen würde. Oh, oh. Wieso mich gerade das jetzt nicht verwundern konnte, auch hier noch im Schweigemodus. Ist doch gerade diese Dienstleistungsbranche bekannt für eine äusserst gesunde Selbstversorgungs-Grundhaltung. Es soll aber auch schon Praxisfälle geben, wo sich sogar hier ein Sozial-Gen eingenistet hätte.  „Kann ich nicht, habe das Geld nicht, muss mit sehr wenig davon auskommen, was übrigens bei  immer mehr Menschen in diesem Lande der Fall ist“. Ich müsste das doch verstehen, da einige dies Rechnungen nicht bezahlen würden. Kann ich sogar sehr  gut verstehen, doch scheint diese Verständnisschiene eine klassische Einbahnstrasse zu werden.  Erst meine dramatisch inszenierte  Nachfrage brachte den Durchbruch: ob ich mich denn jetzt vor Schmerzen doch noch umbringen müsste. Termin um 10.30.

Nach 11.00 kommt  eine strahlend erleichterte Patientin zur Folterkammer raus,  glücklich eine Wurzelbehandlung überstanden. Mein Paradieswunsch rückt nahe.

Ich werde abgeklopft. Meinen Reflex „herein“ zu rufen muss ich nachhaltig unterdrücken. Man müsse ein Röntgenbild machen. Mitleidende wissen, dass solche Haltevorrichtungen inkl. Spangen  noch immer nahezu Lastwagenformat haben. Dass konnte auf den ersten Anlauf nicht klappen. Tut höllisch weh dieser monströse Ablichtbaustein. Mein Oberstkörperteil braucht ein paar Sekunden zum akklimatisieren. Mein Erklärungsversuch, dass ich meine Klappe nicht so weit aufreissen könne, scheitert kläglich. Begegnet mir postwendend der unmissverständliche Schleudersatz, dass mit Wille alles möglich sei, so was hätten bis jetzt noch alle hinbekommen. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Hört man viel in diesen Tagen. Aber für diesmal nicht Sein, sondern deren Wille war das Losungswort, alles klaro. Dass bei mir im Leben nicht alles nur mit Wille allein funktioniert, konnte ich auch nach Gelingen des Röntgenbildes  dann doch nicht plausibel genug rüberbringen. Mein letzter Versuch: zu beachten wäre die Körperintelligenz, als ein segensreicher Faktor – durfte ich ja gerade wieder mal auffrischen. Das war dann zuviel des Guten. Dann geht alles sehr schnell. Eine entzündete Zahnwurzel vermutlich, noch nicht sichtbar auf dem Bild. Kann man nix machen, müsse erst bakteriell abklingen. Ups, war nicht vor mir eine Patientin, bei der genau das ...

Abklingend eine verklausulierte Nuschelbemerkung, dass es ja gar nicht sicher sei, ob ich diese Behandlung überhaupt bezahlen könne.  Entlassen werde ich ohne Behandlung, dafür mit einer Familienpackung Antibiotika. Das müsse reichen bis mein Zahnarzt vom Urlaub zurückkommt.

Ich gebe recht locker nach. Mich von meinem eigenen Willen überzeugen lassend, das sei doch gar nicht so schlimm. Meine Schmerzen sind schon fast vergessen. Irgendwie erleichtert, wenn ich mir ausmale, was das in meiner Beisshöhle für ein Gemetzel gewesen wäre, ich hätte mich nach diesem Vorwort doch glattweg in den Vorhof zur Hölle ausliefern müssen, und das auch noch ohne den pastoralen Segen. Die Typen kannte ich doch schon von meinem Grippeerlebnis. Blutrauschbäche überfallen mich, Alpträume folgen.

Meine kleine Symbolgabe des Trostes beim Eintritt in die Praxis, ein Packet mit Biogebäck für die geplagte Gesellschaft mit Notfalldienst, durfte ich dann gleich wieder mitnehmen. Auch gut.

Zuhause angekommen, schaue ich mir nochmals  kurz das Jahreshoroskop an. Ich darf zufrieden sein. Da bin ich mit einer kleinen Schramme dem Teufel von der Spielwiese entronnen. Und kann jetzt nur noch hoffen, mein Zahnarzt kommt ausgeruht vom Urlaub zurück.

Ein böses Omen? Nö! Ein Altlastentferner? Ja, gerne, Immunverstärker inkl. Viel Spass 2014 !

 

 

 

jac h. riger, www.aliasinfo.ch, 2014
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