Beflügelt die neue Einspeisevergütung für Solarstrom das
Schweizer Geschäft?
Ja. Swissgrid ertrinkt in 3500 Fördergesuchen.
Also baut Edisun Power viele Solarstromanlagen in der
Schweiz?
Wir haben hier einige Projekte, bauen aber vor allem im Ausland.
Warum denn das?
Die Schweiz fördert nur 4 bis 5 Megawatt pro Jahr im Bereich Fotovoltaik.
Das ist nicht gerade viel.
Nein, wenn man es mit Deutschland vergleicht, wo im laufenden Jahr rund 1500
Megawatt Solarstrom, also 300-mal mehr, ans Netz kommen.
Deutschland verbaut an einem Werktag so viel Solarzellen wie die Schweiz
in einem Jahr.
Welche Menge fördert Deutschland?
Unbeschränkt, ohne Obergrenze. Das ist einer der Gründe, warum Deutschland
so viel mehr Solaranlagen baut. Positiv ist auch, dass die Deutschen die
Vergütung relativ stark herabgesetzt haben.
Wie bitte?
Niedere
Vergütung machen Druck, die Effizienz zu steigern und so die Produktionskosten
für Solarstrom zu senken. Stetig sinkende Kosten sorgen dafür, dass Solarstrom
immer konkurrenzfähiger wird. Entsprechend mehr wird gebaut.
Ist das nicht etwas gar optimistisch?
Die 1500 Megawatt Solarkapazität, die in
Deutschland 2008 ans Netz gehen, entsprechen etwa der Lesistung eine modernen
Atomkraftwerks.
Heisst das, dass Deutschland jedes Jahr ein AKW abschalten
könnte?
Genau. Und mittelfristig noch mehr. Prognosen sagen, dass die neu
installierte Solarkapazität relativ rasch auf zwei bis drei Gigawatt steigt.
Ist
Deutschlands Ausstieg aus der Atomkraft also realistisch?
ja Klar. Aber man muss den Strommarkt liberalisieren. Lässt man den Markt
spielen, pendelt er sich ein, und es gibt auch keine Stromlücke. Wird Strom
knapper, steigt einfach der Preis. Strom zu Spitzenzeiten kostet nochmals mehr.
Und: Steigende Strompreise sind ein Anreiz, mehr Wind- und Solarenergieanlagen
zu bauen.
Was ist in der Schweiz schief gelaufen?
Es fehlt der politische Wille, die Solarenergie zu
fördern. Erst nach langem Feilschen rang sich das Parlament durch, die
Fotovoltaik ein bisschen zu fördern.
Ist die Einspeisevergütung zu tief.
Nein das ist nicht das Problem. Für Kleinanlagen ist die Einspeisevergütung
gut. Bei grösseren Anlagen ab 100 Kilowatt Leistung ist der Ansatz im
internationalen Vergleich knapp. Die Situation wird sich aber 22009 entspannen,
weil die Solarmodule günstiger werden.
Warum bauen Sie dann im Ausland?
Wir gehen dorthin, wo es am besten rentiert: Frankreich, Spanien
Deutschland. Frankreich hatte in interessantes Fördermodell: Fotovoltaik
übernimmt zusätzlich eine Funktion als Gebäudehülle. In Südfrankreich etwa
ersetzen wir auf
Industriegebäuden asbesthaltiges Well-Eternit durch Solardächer.
Ist die Sonneneinstrahlung in der Schweiz zu schwach?
Die Attraktivität ist eine Gleichung aus Sonneneinstrahlung und
Einspeisevergütung. Je grösser die Einstrahlung, desto kleiner die Anlage, um
100'000 Kilowatt zu produzieren. Daneben spielen ind er Kalkulation auch die
geförderte Menge und die Dauer der Förderung eine Rolle.
Welche Kapazität installieren Sie im Jahr?
Bisher liegen wir bei 1 bis 2 Megawatt pro Jahr. 2008 laufen Projekte für
2,5 Megawatt. Insgesamt haben wir bis jetzt knapp 5 Megawatt aufgestellt. Und
2009 wollen wir auf 7 bis 8 Megawatt erhöhen.
Das wäre ja mehr als die geförderte Menge in der Schweiz?
Darum gehen wir ja ins Ausland, nach Spanien, Frankreich und Deutschland.
Ist das Hauptproblem der Schweiz die zu kleine geförderte
Menge?
Ja. 5 Megawatt pro Jahr reichen nirgends hin. Wenn der Markt in Deutschland,
das zehn mal grösser ist, 1500 Megawatt gross ist, müsste er in der Schweiz 150
Megawatt ausmachen. Die Schweiz hat den Solarboom verschlafen, sie schöpft ihre
Möglichkeiten nur zu einem Bruchteil aus. Für uns ist das nicht so schlimm, dann
bauen wir halt im Ausland.
Klemmen Energieriesen wie NOK und Atel?
Unsere Anlagen liefern ab 100 Kilowatt bis 1 Megawatt. Für Energieversorger
ist das kaum attraktiv. Sie sind es gewohnt Grossanlagen wie Wasserkraftwerke
oder AKW zu betreiben. Dabei liefern viele kleine Solaranlagen, wie Deutschland
zeigt, auch riesige Strommengen.
Stromfirmen sind auf Grossanlagen fixiert?
Ja. Sie haben Angst, bei einer
Dezentralisierung die Kontrolle über die Produktion zu verlieren. Eine
Demokratisierung läuft gegen ihre Interessen. Alternativenergien haben es im
Parlament schwer, weil die Energiewirtschaft prominent vertreten ist. Im
Ständerat sitzt fast jeder zweite im Verwaltungsrat eines Energiekonzerns.
Wie stehen Frankreich, Spanien da?
Frankreich wird 2008 und 2009 rund 100 bis 150 Megawatt ans Netz bringen. In
Spanien dürften es 600 bis 1000 Megawatt sein im Jahr 2008. Spaniens
Attraktivität wird indes auf das Niveau von Deutschland sinken, weil die
Einspeisevergütung stark zurückgeht. Im Moment fördert Spanien zu stark, eine
ungesunde Situation.
Macht Spanien vor, wie rasch ein AKW ersetzt werden kann?
Auch in Spanien ist es realistisch, pro Jahr 2000 bis 3000 Megawatt
Solarkapazität aufzustellen. Um ein AKW zu bauen, braucht es 10 bis 15 Jahre. In
dieser Zeit werde, bei vorsichtiger Betrachtung, so viele Solaranlagen gebaut,
dass man mehrere AKW ersetzen kann.
Aber sind die Solaranlagen langlebig genug?
Sie verursachen hohen Kapitalkosten, aber nur minimalen Wartungsaufwand. Zur
Dauerhaftigkeit: Meine älteste Anlage ist 19 Jahre als und wirft zuverlässig
Gewinn ab. Die älteste Anlage von Edisun ist auch schon 11 Jahre alt und läuft
klaglos.
Ist Edisun Power vorab ein Investor?
Wir eruieren Projekte von hoher Investitionsqualität. Und wir betreiben die
gebauten Anlagen, Stromverkauf ist unsere Einkommensquelle.
Bei der Finanzierung haben wir, der Not gehorchend, sehr
viel selber mit kleineren Privatinvestoren finanziert, weil die institutionelle
Finanzwirtschaft zu zurückhaltend war.
Warum geht Edisun an die Börse?
Unsere Bilanzsumme liegt bei 50 Millionen Franken. Zwei Drittel davon haben
wir dieses und letztes Jahr aufgenommen. Wollen wir das Tempo halten, müssen wir
neue Finanzierungsquellen suchen.
Und der Börsengang ist die Lösung?
Der Markt bewegt sich sehr schnell. Wir haben 800 Aktionäre, wollen aber
unabhängig bleiben. Wir benötigen für die geplante Expansion in den vier
Ländergesellschaften in Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz viel
Kapital, das wir über eine Teilöffnung an der Börse holen.
Warum in Solaranlagen investieren?
Die Erträge geförderter Anlagen sind sehr stabil. Man schliesst
Förderverträge ab über 20 bis 25 Jahre. Was man hat, das hat man. Dadurch ist
die Relation von Ertrag und Risiko sehrt attraktiv.
So lange kassiert man?
Ja. Die Schweiz zahlt die Einspeisevergütung 25 Jahre lang. Den
Investitionsschutz braucht es, sonst baut keiner.
Und wer zahlt die Einspeisevergütung?
Sie wird auf die Stromkonsumenten überwälzt. Sie soll Volumen generieren,
damit die Preise fallen. Anlagen werden immer effizienter und produzieren
billiger, im Gleichschritt sind die Förderung. In Deutschland spielt dieser
Mechanismus: Trotz tieferer Förderansätze boomt der Markt. Es entstand eine
mittelständische Branche, die verkaufen will. Eine Eigendynamik, die den Markt
antreibt.
www.edisunpower.com