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° Solarzellen im Aufwind


... das heisst Deutschland könnte jedes Jahr ein AKW abschalten ...


 

Solarzellenboom dank hohen Energiepreisen 

Die Schweizer Solarfirma Edisun Power geht an die Börse. Chef und Mitbegründer Robert Kröni erklärt, warum er Anlagen für Solarstrom im Ausland baut. Und was die Schweiz falsch macht.

 

"Schweiz hat den Solarstrom verschlafen"

Beflügelt die neue Einspeisevergütung für Solarstrom das Schweizer Geschäft?
Ja. Swissgrid ertrinkt in 3500 Fördergesuchen.

Also baut Edisun Power viele Solarstromanlagen in der Schweiz?
Wir haben hier einige Projekte, bauen aber vor allem im Ausland.

Warum denn das?
Die Schweiz fördert nur 4 bis 5 Megawatt pro Jahr im Bereich Fotovoltaik.

Das ist nicht gerade viel.
Nein, wenn man es mit Deutschland vergleicht, wo im laufenden Jahr rund 1500 Megawatt Solarstrom, also 300-mal mehr, ans Netz kommen. Deutschland verbaut an einem Werktag so viel Solarzellen wie die Schweiz in einem Jahr.

Welche Menge fördert Deutschland?
Unbeschränkt, ohne Obergrenze. Das ist einer der Gründe, warum Deutschland so viel mehr Solaranlagen baut. Positiv ist auch, dass die Deutschen die Vergütung relativ stark herabgesetzt haben.

Wie bitte?
Niedere Vergütung machen Druck, die Effizienz zu steigern und so die Produktionskosten für Solarstrom zu senken. Stetig sinkende Kosten sorgen dafür, dass Solarstrom immer konkurrenzfähiger wird. Entsprechend mehr wird gebaut.

Ist das nicht etwas gar optimistisch?
Die 1500 Megawatt Solarkapazität, die in Deutschland 2008 ans Netz gehen, entsprechen etwa der Lesistung eine modernen Atomkraftwerks.

Heisst das, dass Deutschland jedes Jahr ein AKW abschalten könnte?
Genau. Und mittelfristig noch mehr. Prognosen sagen, dass die neu installierte Solarkapazität relativ rasch auf zwei bis drei Gigawatt steigt.

Ist Deutschlands Ausstieg aus der Atomkraft also realistisch?
ja Klar. Aber man muss den Strommarkt liberalisieren. Lässt man den Markt spielen, pendelt er sich ein, und es gibt auch keine Stromlücke. Wird Strom knapper, steigt einfach der Preis. Strom zu Spitzenzeiten kostet nochmals mehr. Und: Steigende Strompreise sind ein Anreiz, mehr Wind- und Solarenergieanlagen zu bauen.

Was ist in der Schweiz schief gelaufen?
Es fehlt der politische Wille, die Solarenergie zu fördern. Erst nach langem Feilschen rang sich das Parlament durch, die Fotovoltaik ein bisschen zu fördern.

Ist die Einspeisevergütung zu tief.
Nein das ist nicht das Problem. Für Kleinanlagen ist die Einspeisevergütung gut. Bei grösseren Anlagen ab 100 Kilowatt Leistung ist der Ansatz im internationalen Vergleich knapp. Die Situation wird sich aber 22009 entspannen, weil die Solarmodule günstiger werden.

Warum bauen Sie dann im Ausland?
Wir gehen dorthin, wo es am besten rentiert: Frankreich, Spanien Deutschland. Frankreich hatte in interessantes Fördermodell: Fotovoltaik übernimmt zusätzlich eine Funktion als Gebäudehülle. In  Südfrankreich etwa ersetzen wir auf Industriegebäuden asbesthaltiges Well-Eternit durch Solardächer.

Ist die Sonneneinstrahlung in der Schweiz zu schwach?
Die Attraktivität ist eine Gleichung aus Sonneneinstrahlung und Einspeisevergütung. Je grösser die Einstrahlung, desto kleiner die Anlage, um 100'000 Kilowatt zu produzieren. Daneben spielen ind er Kalkulation auch die geförderte Menge und die Dauer der Förderung eine Rolle.

Welche Kapazität installieren Sie im Jahr?
Bisher liegen wir bei 1 bis 2 Megawatt pro Jahr. 2008 laufen Projekte für 2,5 Megawatt. Insgesamt haben wir bis jetzt knapp 5 Megawatt aufgestellt. Und 2009 wollen wir auf 7 bis 8 Megawatt erhöhen.

Das wäre ja mehr als die geförderte Menge in der Schweiz?
Darum gehen wir ja ins Ausland, nach Spanien, Frankreich und Deutschland.

Ist das Hauptproblem der Schweiz die zu kleine geförderte Menge?
Ja. 5 Megawatt pro Jahr reichen nirgends hin. Wenn der Markt in Deutschland, das zehn mal grösser ist, 1500 Megawatt gross ist, müsste er in der Schweiz 150 Megawatt ausmachen. Die Schweiz hat den Solarboom verschlafen, sie schöpft ihre Möglichkeiten nur zu einem Bruchteil aus. Für uns ist das nicht so schlimm, dann bauen wir halt im Ausland.

Klemmen Energieriesen wie NOK und Atel?
Unsere Anlagen liefern ab 100 Kilowatt bis 1 Megawatt. Für Energieversorger ist das kaum attraktiv. Sie sind es gewohnt Grossanlagen wie Wasserkraftwerke oder AKW zu betreiben. Dabei liefern viele kleine Solaranlagen, wie Deutschland zeigt, auch riesige Strommengen.

Stromfirmen sind auf Grossanlagen fixiert?

Ja. Sie haben Angst, bei einer Dezentralisierung die Kontrolle über die Produktion zu verlieren. Eine Demokratisierung läuft gegen ihre Interessen. Alternativenergien haben es im Parlament schwer, weil die Energiewirtschaft prominent vertreten ist. Im  Ständerat sitzt fast jeder zweite im Verwaltungsrat eines Energiekonzerns.
 

Wie stehen Frankreich, Spanien da?
Frankreich wird 2008 und 2009 rund 100 bis 150 Megawatt ans Netz bringen. In Spanien dürften es 600 bis 1000 Megawatt sein im Jahr 2008. Spaniens Attraktivität wird indes auf das Niveau von Deutschland sinken, weil die Einspeisevergütung stark zurückgeht. Im Moment fördert Spanien zu stark, eine ungesunde Situation.

Macht Spanien vor, wie rasch ein AKW ersetzt werden kann?
Auch in Spanien ist es realistisch, pro Jahr 2000 bis 3000 Megawatt Solarkapazität aufzustellen. Um ein AKW zu bauen, braucht es 10 bis 15 Jahre. In dieser Zeit werde, bei vorsichtiger Betrachtung, so viele Solaranlagen gebaut, dass man mehrere AKW ersetzen kann.

Aber sind die Solaranlagen langlebig genug?
Sie verursachen hohen Kapitalkosten, aber nur minimalen Wartungsaufwand. Zur Dauerhaftigkeit: Meine älteste Anlage ist 19 Jahre als und wirft zuverlässig Gewinn ab. Die älteste Anlage von Edisun ist auch schon 11 Jahre alt und läuft klaglos.

Ist Edisun Power vorab ein Investor?
Wir eruieren Projekte von hoher Investitionsqualität. Und wir betreiben die gebauten Anlagen, Stromverkauf ist unsere Einkommensquelle. Bei der Finanzierung haben wir, der Not gehorchend, sehr viel selber mit kleineren Privatinvestoren finanziert, weil die institutionelle Finanzwirtschaft zu zurückhaltend war.

Warum geht Edisun an die Börse?
Unsere Bilanzsumme liegt bei 50 Millionen Franken. Zwei Drittel davon haben wir dieses und letztes Jahr aufgenommen. Wollen wir das Tempo halten, müssen wir neue Finanzierungsquellen suchen.

Und der Börsengang ist die Lösung?
Der Markt bewegt sich sehr schnell. Wir haben 800 Aktionäre, wollen aber unabhängig bleiben. Wir benötigen für die geplante Expansion in den vier Ländergesellschaften in Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz viel Kapital, das wir über eine Teilöffnung an der Börse holen.

Warum in Solaranlagen investieren?
Die Erträge geförderter Anlagen sind sehr stabil. Man schliesst Förderverträge ab über 20 bis 25 Jahre. Was man hat, das hat man. Dadurch ist die Relation von Ertrag und Risiko sehrt attraktiv.

So lange kassiert man?
Ja. Die Schweiz zahlt die Einspeisevergütung 25 Jahre lang. Den Investitionsschutz braucht es, sonst baut keiner.

Und wer zahlt die Einspeisevergütung?
Sie wird auf die Stromkonsumenten überwälzt. Sie soll Volumen generieren, damit die Preise fallen. Anlagen werden immer effizienter und produzieren billiger, im Gleichschritt sind die Förderung. In Deutschland spielt dieser Mechanismus: Trotz tieferer Förderansätze boomt der Markt. Es entstand eine mittelständische Branche, die verkaufen will. Eine Eigendynamik, die den Markt antreibt.

www.edisunpower.com


 

Einspeisevergütung (Stichwort)
AB 1. Januar 2009 erhalten die Produzenten von Strom aus Solarzellen eine kostendeckende Vergütung, wenn sie ihren Ökostrom ins Netz einspeisen - die sogenannte Einspeisevergütung. Diese Förderung soll den Bau von Anlagen fördern. Denn Solarstrom ist längst nicht so verbreitet wie etwa Sonnenkollektoren zur Produktion von Warmwasser, die derzeit auf fast jedes fünfte neue Einfamilienhaus montiert werden.
Betreiber von Solarstromanlagen erhalten 25 Jahre lang eine kostendeckende Vergütung. Diese beträgt, je nach Art und Grösse der Anlage, 49 bis 90 Rappen pro Kilowattstunde bis 2010. Danach sinken die Vergütungsansätze 8 Prozent pro Jahr. Der Bund fördere Solarstrom mit mit angezogener Handbremse, kritisiert die Branche. Die Mittel reichen laut Swissolar nur für die Installation von 4 bis 5 Megawatt Leistung pro Jahr.

Solarfirma Edisun Power an der Börse
Zürich. - Die führende Schweizer Solarfirma Edisun Power will noch 2008 an die Börse: Die International ausgerichtete Fr5imengruppe mit Ablegern in Deutschland, Spanien und Frankreich öffnet sich über eine Kapitalerhöhung um 50 bis 75 Millionen Franken dem Publikum. Der genaue Zeitpunkt der Kotierung der Aktien an der Schweizer Börse SWX hängt vom Börsenumfeld ab.
Der von der Bank Sal. Oppenheim durchgeführte Börsengang soll im boomenden Solarmarkt die Finanzierung neuer Fotovoltaik-Anlagen sicherstellen. Bisher hat die Gruppe sich über 800 kleinere Privatinvestoren und zuletzt eine Obligationenanleihe finanziert. Edisun Power betreibt 50 Solarstromanlagen, wovon die meisten im Ausland stehen, und verkauft Ökostrom an Solarbörsen und Elektrizitätswerke.




 

 

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