Liebe Redaktion

eigentlich könnte ich locker mit meinem Anliegen auch bei der X-Genossenschaft vorsprechen, aber nach mehrmaligem Gebrauch des Reklamationsbriefkastens: "Sagen Sie uns Ihre Meinung" und dann jeweils die Antwort bekomme: "Diese Anweisung kommt von Oben, da können wir leider nichts machen", ermuntert nach mehrmaligen Versuchen zu verschiedenen Anliegen ja nicht gerade, mit solchen Schreiben in dieser Sparte Stammgast zu werden.

Als ich kürzlich ein Nudelgericht mit Zwiebelsauce im X-Restaurant an der Kasse bezahlte, staunte ich nicht schlecht, den Posten ‘Zwiebelsauce’ mit Fr.- 90 aufgeführt zu finden. Die Begründung der Dame an der Kasse, dass ja auch für Ketch-Up extra ein Betrag verlangt würde. Abgesehen von der Tatsache, dass so eine Ketch-Up-Dosis garantiert ein Pappestiel in der Herstellung kostet (unterschreibe ich mittlerweilen blind, ohne extra zu recherchieren!) ist das wohl eher ein Verrechnungsargument ‘wie erschaffe ich künstliche Teuerung’.

Als ich mir dann noch ein Dessert genehmigte, eine ganz normale Portion 'Diplomat' und dann auf dem Zettel lesen durfte ‘Riesen-Diplomat’ (sowas gibt es nach Auskunft gar nicht in diesen Restaurants), dann kommen schon so allerhand leise bis mittelstarke Zweifel auf.

Einige meiner Reklamationen früheren Datum waren Hinweise betreffend exotischer Warenbezeichnungen auf den Kassenzetteln, die in der ganzen Filiale in keinem Falle tatsächlich befriedigend beantworten konnte und der ewige Spiessrutenlauf mit bald wöchentlichen Regalumstellungen (ich begleitete jeweils eine invalide Frau beim Einkauf) usw. usf.

Mein Einwand, wieso man nach so vielen Jahren als Kunde an allen Kassen (Detailhandel, Bezintanken, Restaurant, Hallenbad, Kiosk usw. usf.) noch immer genötigt werde, Stellung zu nehmen, ob man (glücklicher) Besitzer der ‘Hyper-Super-Mega-Giga-Zauber-Karte’ sei (was ja inzwischen in der ganzen Schweiz bei immer mehr Geschäften Schule gemacht hat) das recht dürftige Argument: "Sie bekommen ja etwas geschenkt für die Punkte" und "die Leute wollen das ja" - begegnet wird, dann finde ich das wohl eher eine subtile und ziemlich dümmlich versteckte Art von Nötigung - übrigens auch für das bereits genügend geschlauchte und unterbezahlte Kassenpersonal. Man könnte das ja z.B. an der Kasse anschreiben und die Menschen die das wirklich wollen, könnten ja selber bemüht sein ihren ‘Obulus der Marketing-Kontrolle’ etwas aufmerksamer bei sich selber ins Gedächtnis zu rufen.

Es soll angeblich tatsächlich noch viele Menschen geben, die glauben, sie bekämen etwas geschenkt...

Dass man die Aufdringlichkeiten auch noch steigern kann, zeugen zunehmende Aktionen wie Sammelmarken (da wird Grossmutter aber Freude haben) und Wettbewerbe aller Couleur, Autobahnvignetten an der Tankstelle, Velovignette und Versicherungen an den Postschalterstellen ...

Wenn ich denn an so einem Einkaufstag die Zeit zusammen rechne, die ich inzwischen für alle die Rechenschaftsberichte leisten muss - die synthetisch verordneten (Über-)'Freundlichkeiten' im übrigen Detailhandel, dass mich die Irritationen in meiner Ganzheit erfasst, sind hiermit noch gar nicht beschrieben - dann ist ein grosser Teil meiner Einkaufszeit dahin - oder ich werde vom Personal als ‘unfreundlich’ angesprochen, wenn mir die Lust dazu vergeht mit dem wahrhaftig unnötigen, aber dringlich verordnetem, kaderlastigem Unrat-Gelabber Freund zu werden. In gewissen Kreisen nennt man sowas sogar ‘versteckter Vampirismus’ - das passt.

Bei uns allen dürfen Fehler selbstverständlich erlaubt sein, da wir auf der Erdenschule ja ‘irgendwie’ auch etwas lernen sollen. Was ich allerdings bereits täglich an wachsenden Einflüssen in solchen Richtungen wahrnehme hinterlässt klare, bewusste Systemspuren - übrigens, seit Jahren.

Und eben höre ich im Radio die Werbung: "Fahren und sofort sparen..." !!??

Mit hoffentlich ungestörten Grüssen

* Allein die grösste Schweizer Tageszeitung berichtet im Januar 2009, dass sie von 12134 Leserbriefen im Jahre 2008 gerademal deren 3058 veröffentlicht hatte, allerdings aus verschiedenen Gründen.