Märschen klein, ging allein ...
durch die astrologischen Häuser 1-12 mit dem Alterspunkt (API)
Jac H. Riger, erschienen in
der Zeitschrift ASTROLOG, 1984
Da war einmal ein Mars, der versuchte - nein, ganz bestimmt nicht die Venus - sich
allein (zum Kuckuck), wollte er endlich mal ändern - Pluto, sein grosser Bruder
hatte es ihm angetan.
1. HAUS
/ Widder
Am Anfang war ja auch
ein enthusiastischer Wille rigoros vorhanden.
2. HAUS / Stier
Doch als er nach
längerer Zeit wieder mal in den Spiegel schaute, hatte er dann doch das Gefühl,
dass er seine Eigenschaften als Mars, wie sie nun mal so waren, doch viel lieber
beibehalten wollte.
3. HAUS / Zwilling
Es kamen aber auch
da und dort wieder Momente, wo er von sich selber die Nase voll hatte, und er
überwand sich, an Vorlesungen der Uni und an sonstigen Weiterbildungskurse so
viel über sich selber zu erfahren, um wenigstens mal anderen Menschen, am
Skattisch oder so, seine Temperamentsausbrüche erklären zu können.
4. HAUS / Krebs
Als er dann soweit
war, mit seinen Mitmenschen Dialoge führen zu können, war er spontan bereit,
sich einer Gruppe anzuschliessen, wo er sich wohl fühlen konnte. Er fand sich da
auch tatsächlich sehr behütet wieder, von kleineren Reibereien mal abgesehen.
Auf die Dauer aber, hatte er dann doch immer wieder das Bedürfnis, seine nun
halt mal vorhandenen Kräfte etwas persönlicher, vielleicht sogar etwas intimer
zu erleben. Schliesslich besteht ja die Welt nicht nur aus einer Gruppe.
5. HAUS / Löwe
Und so machte er
sich wieder einmal auf den Weg, um seine Lebenslust so sinnvoll wie möglich
einzusetzen. Wie hätte es auch nicht anders sein können - Rotkäppchen kam, nach
so langer Zeit, Freund Mars wieder mal über den Weg gelaufen. Dies geschah
allerdings in jenem Sandkasten, wo Rotkäppchen's Spielball ausgerechnet über die
Sandburgen glitt, welche Mars mit erheblichen Anstrengungen aufgebaut hatte. Da
ja Märs'chen gelernt hatte, über seine Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen,
stritten die beiden demzufolge auch nicht so arg lange. Sie entdeckten nämlich
schon bald, dass sie eigentlich gemeinsam ihre Sandburgenerfahrungen miteinander
austauschen konnten. Und so hatten sie eine glückliche Zeit miteinander.
6. HAUS / Jungfrau
Wie das aber so
ist im Leben, erkannte Mars, dass er endlich alt genug wäre, um seine Zeit nicht
nur auf der Spielwiese (mit oder ohne Rotkäppchen) verbringen zu können. Nein,
er begriff endlich, dass die Pflicht der Grossen ihn gerufen hatte. Und es
überkam ihn, sein Brot selber zu verdienen, und der Welt auch zu beweisen, dass
er nicht mehr der alte war, wie damals, als er noch unendliche Male in den
Spiegel geschaut hatte.
7. HAUS / Waage
Nachdem sich also unser Freund in seiner Arbeitswelt sicher genug fühlte, aber
auch den gegebenen Umständen entsprechend als "sozial integriert" eingestuft
werden konnte, überkamen ihn Fragen über Fragen: "Für was und für wen arbeite
ich eigentlich?", bis er sich selber schlussendlich die Kardinalfrage stellte:
"Wie wär's mit einem ausgeprägteren "Nach-Feierabend-Dialog?".
Hier, liebe LeserInnen, aber wirklich erst hier,
wurde Freundin Venus ganz sachte in den Wandlungsprozess miteinbezogen und
nicht, wie verschiedentlich behauptet wurde, im 1. Haus oder gar in Haus 5, wo
sie ihm ja (von alleine) im Sandkasten über den Weg laufen musste!
Der Zufall nämlich wollte es, dass Märs'chen
am Vorabend vergessen hatte, seine Leiter, die zu seinem Fenster im 2. Stock
führte, im Keller zu versorgen.
Der Himmel war ihm gnädig. Es war exakt
Venusia selber, welche ausgerechnet ihn an diesem Abend auf der Leiter nach dem
effizientesten Waschmittel fragte. Und genau sie zog Märs'chen nach einiger Zeit
auch in den Bann der Ehe.
8. HAUS / Scorpion
Da
die freudige Zeit des Zusammenseins bei Venusia nicht nur in der Theoretischen
Gesangswelt: "Ihr Kinderlein kommet!" stehen blieb, sah sich Märs'chen auch
ausserhalb der Familientradition gefordert, seinen Nachfolgern ein gefestigtes
Vorbild zu geben. So nahm er die Gelegenheit wahr, alle beruflichen Angebote zu
prüfen, in denen er Verwaltungsaufgaben zu übernehmen hatte. Pluto, sein grosser
Bruder, tat sein übriges und brachte ihn erst mal in beachtliche Zweifel, ob er
es auch wirklich schaffen würde. Sein Weltbild von Venus, den Kindern,
aber auch seiner Karriere, welcher er nie so ganz richtig getraut hatte, bekam
so einiges an Errosionsschäden ab. Hitzige Debatten wurden geführt; zu Hause,
bei Freunden, an Geschäftssitzungen. Märs'chen spürte, dass sich etwas ändern
musste, wollte er nicht im Gedränge des Stammtischgeplauders hängen bleiben.
Freund Mars, mittlerweile erwachsener
geworden, identifizierte sich in seinem Zustand mit Diogenes, uns wollte sich in
einer Mülltonne verstecken. Lechzend nach Ruhe, um seine erschütterte Lage
nochmals ganz neu zu überdenken. Es stellte sich aber heraus, dass dies nicht
so einfach war. Die Mülltonnenfirma war zu seinem Unglück (- oder Glück?) nicht
in der Lage, seine für ihn passende Grösse bereitzustellen.
9. HAUS / Schütze
Eine ganz neue Behausung wurde gesucht. In erfüllender Dankbarkeit konnte ihm Venusia auch einen passenden Vorschlag machen. Man einigte sich, dass man
jeweils eine Stunde vor dem zu Bette gehen den Fernsehapparat abschalten würde,
um gemeinsam eine Lösung zu finden. Mars willigte freudestrahlend ein. Man kam
zum Schluss, dass die Mülltonne sowieso zu teuer geworden wäre, und bei dieser
Ausführung der Lack nach kurzer Zeit immer wieder hätte erneuert werden müssen.
Eine längere Reise wurde unternommen, einmal
weil man endlich die Flitterwochen nachholen wollte, andererseits musste die
neue Behausung in Natura angesehen werden.
Mars und Venusia erholten sich prächtig und
kamen voller Unternehmungslust und Ideen wieder nach Hause, wo man sich auch
plötzlich wieder wohler fühlte. Ein Abend pro Woche wurde spontan reserviert, um
gemeinsam Vorträge zu besuchen, etwa: "Wie geht's weiter im
Wassermannzeitalter?" oder "Wie man Freunde gewinnt, ohne immer einen Check bei
sich zu haben", etc. etc.
10. HAUS / Steinbock
Märs'chen
fühlte sich zusehends besser. Seitdem der Fernsehapparat nicht mehr so oft
benutzt wurde, war die Stromrechnung auch nicht mehr so hoch. Man hatte mehr
Taschengeld zur Verfügung, um auswärts essen zu gehen oder an sonstigen Anlässen
teilzunehmen. Man lernte sehr aufmerksam in letzter Zeit. Natürlich wurde Märs'chens Chef hellhörig
über solche Veränderungen, welche sich auch am Arbeitplatz bemerkbar machten.
Märs'chen wurde prompt befördert, da man ihm nach dieser Wandlung mehr
Einfühlungsvermögen in Mensch und Materie eingestand. Ein eigenes Büro mit
Stereoanlage wurde zur Verfügung gestellt. Er übernahm die Verantwortung für
sämtliche Vertreter der Abteilung Body-Buildinggeräte. Märs'chen spürte sehr
bald, dass hier eine Sortimentsveränderung am Platze war, in Richtung Fitness
mit leichter bis mittelschwerer Tendenz zu Yoga-Kursen oder etwa
Fussreflexzonenmassagegeräte, welche mehr Absatzmöglichkeiten boten. Märs'chen
hatte auf den Reisen mit Venusia eine Menge gelernt, wozu ihm jetzt die
Möglichkeit geboten wurde, dies sogar beruflich einzusetzen. Der Erfolg liess
nicht auf sich warten. Sein Chef war mehr als zufrieden mit ihm, sein Gehalt
wurde so erhöht, dass sogar Venusia ihr längst ersehntes Spitzen-Négligé in
Empfang nehmen durfte. Jahre des Erfolges vergingen, das Vermögen wuchs
beträchtlich, man war angesehen und lebte in einem verantwortungsvollen Dasein.
11. HAUS / Wassermann
Das Einfamilienhaus konnte durch den
Betrieb, wo Märs'chen mittlerweile eine leitende Stellung innehatte, zu
besonders günstigen Bedingungen erworben werden. Eine Sauna wurde eingerichtet,
in der sich alle Mitglieder des Verwaltungsrates zu Strategiebesprechungen
trafen. Durch den Aufbau der Yoga-Kurse lernte Märs'chen sehr interessante
Menschen kennen, welche sich ebenfalls in diesem Hause regelmässig trafen.
Venusia profitierte nicht weniger von diesen Kontakten, mal ganz abgesehen
davon, dass keinerlei materielle Not mehr zu erleiden war. Einmal im Monat wurde
der "Tag der offenen Tür" propagiert. Geistige Getränke wurden serviert, aber
auch die begehrte warme Milch konnte auf besonderen Wunsch offeriert werden. Wie
es im Kontakt mit all diesen Freunden nicht anders möglich war, steigerte sich
Venusia's Interesse für Astrologie ins Unermessliche. Märs'chen war bei soviel
mitmenschlichen Beziehungen so begeistert, dass er ihr ein eigenes
Besprechungszimmer einrichtete, wo selbstverständlich der Computer für die
Horoskopbesprechungen und -Zeichnungen nicht fehlen durfte.
12. HAUS / Fische
Es liegt auf der Hand, dass das
Geschäftssortiment nicht bei Yoga-Kursen stehen bleiben konnte. Der Ruf nach
Techniken für autogenes Training und Meditation wurde immer lauter, und Märs'chen war nicht abgeneigt, diesen Forderungen nachzugeben; zumal Venusia's
Reiferwerden durch die Astrologie sich nicht mehr so wild-wortwechselnd zeigte,
wie in den abenteuerlichen Sandkastenjahren zuvor. Man verstand sich auch ohne
"Gegensprechanlage" immer besser. Da Märs'chen ein ehrlicher Konsumentenstratege
war, wollte er denn die Produkte immer erst am eigenen Leibe erfahren. Der
Umsatz für Body-Buildinggeräte schmälerte sich zusehends (Märs'chen's Körper
zeigte auch nicht mehr diese muskulösen Erscheinungen wie einst bei der
Rayonübernahme), es musste also mehr auf die hörbaren Konsumentenwünsche
eingegangen werden. Da Märs'chen vermehrt im Hintergrund wirkte, kamen ihm die
Angebote für Meditationstechniken persönlich sehr gelegen. Durch diese Übungen
wurde unter anderem sein Geruchssinn sehr verfeinert, obwohl es seit jeher einen
guten Riecher hatte - Zweifler mögen selber zu Rate ziehen - Räucherstäbchen
wurden ins Angebot aufgenommen. Märs'chen's Büro wurde in einen Meditationsraum
umgewandelt, wo denn auch die Stereoanlage gute Dienste leistete.
Märs'chen wurde pensioniert, und es erwies
sich als früchtetragend im eigenen Haushalt, dass man die Produkte als
Angestellter immer mit sehr aufbauenden Kriterien ausgesucht hatte. Die Zeit war
nun reif geworden, dass Märs'chen sich Bruder Pluto in seinen Eigenschaften
näherte. Der Kontakt mit den geistigen Sphären konnte in der Stille immer mehr
hergestellt werden. Das irdische Testament war geschrieben. Der Weg war nun
offen, das "Wie" zur vollkommenen Wandlung in der Manifestation als Pluto konnte
vollzogen werden. Venusia nickte beistimmend, als sie sah, dass die
astrologischen Konstellationen gegeben waren.
Am nächsten Dienstag findet die Sitzung mit
den "Herren des Karma" statt...
Viel Glück Märs'chen !!!