Problematik einer schöpferlichen Zeitenwende
Jak Riger - ASTROLOG-Ausgabe 14 vom 22.06.1983 - Seite 12
Die Tatsache, dass wir in einer
Welt leben, welche dualen (positiv-negativ) Charakter aufweist, scheint mir
ebenso unbestritten wie die vorhandenen Mechanismen von Ursache und Wirkung, den
Gesetzen also, denen wir auf unserem schönen blauen Planeten »Erde« nun einmal
unterstellt sind. Ich vernehme bereits knisternde Stirnfalten .. .Keine Bange,
es geht hier weder darum, Banalitäten aufzuwärmen, noch um die vielzitierten
Beweiszwänge, deren Erfolgsquote zumindest in naturwissenschaftlicher
Geschmacksrichtung auch etwas mager ausfallen würde.
Sollten wir uns nicht endlich
darüber klar werden, dass alle unsere Gedanken, die wir erzeugen, jedes
ausgesprochene Wort und nicht zuletzt jede reale Handlung, die wir vollbringen,
Auswirkungen hervorbringen müssen? Nicht die Ursache des eben Gesagten kann (bis
heute) mit elektronischen Messinstrumenten gemessen werden, sicher aber die
Auswirkungen, wie wir sie täglich um uns herum wahrnehmen, Chaos, Wirrnis,
Zerstörung, aber auch nicht wenig schöpferische Erkenntnisse, welche nicht
selten ausserhalb unserer äusseren Sinne registriert werden. Z. B. innere
Wahrnehmungen, welche nicht mehr mit dem Intellekt erfasst werden können und in
keiner Statistik figurieren. Hindern wir uns nicht selber daran, im illusionären
oder einseitigen Engagement von Zeit und Energie, unsere wertvollsten
Kraftquellen wachsen zu lassen? Äussere Perfektionszwänge (wer will denn schon
das Gesicht verlieren), überhebliche Imageforderungen, Ängste aller Art oder
vielleicht das verbissene Aufstöbernwollen der Seele mit dem Chirurgenmesser.
Dass dabei der Faktor »Zeit löst so manches« des öftern ignoriert werden möchte,
hängt damit zusammen, dass wir uns in sehr vielen Lebensbereichen auf
unausweichlichem Kurs in die Sackgasse hineinmanövrieren. Der Gewissheit zum
Trotz, dass der Rohstoff »Holz« bereits zur Mangelware ausgerufen wird, lassen
sich gewisse Bretter vor dem Kopf dank rostiger Nägel nur sehr aufwendig
entfernen. Dabei wächst die Kostenspirale ins Unermessliche.
Es dreht sich doch in unserem
Zeitabschnitt um das leider noch allzu brachliegende Bewusstseinspotential
schlechthin. Bewusstsein - wie auch der Begriff »Liebe« auf dem Bücher- und
Schallplattenmarkt - sind in den letzten Jahren bereits sehr abgedroschene
Bezeichnungen geworden.
Da wir eben gerade heute diese
»Zeit löst so manches« sehr intensiv erleben dürfen, finden wir dementsprechend
groteske Ausdrucksformen: in der Türkei dürfen Lehrer fortan nur noch mit kurzem
Haar und zusatzgeschniegelt mit Kravatte ihren Lebensunterhalt bestreiten, im
iranischen »Humanitätsgelände« hingegen wurde von offizieller Seite
ausgerechnet, dass dank Verzicht dieses im Westen üblichen Statussymboles der
Wirtschaft jährlich 23 Mio. Franken eingespart würden!
Innerhalb eines Jahres durfte ich
51! der so sehr beliebten grünen Einzahlungsscheine in Form von Bittschriften
für soziale Hilfe in meinem Briefkasten zählen. Andererseits kann man tagtäglich
in unseren Medien ausführlich nachlesen, wie geschickt unzählige Milliarden von
Franken für Rüstungszwecke investiert wurden ,.. Könnte man es vielleicht als »Gruppie-Bewusstsein« bezeichnen, wenn in de Moon-Sekte 5837 Hochzeitspaar
gleichzeitig ihr »Ja« in den Äther rufe: wie kürzlich geschehen? Einheitlich in
der selben Hochzeitsverpackung versteht sich. Wer bürgt hier eigentlich dafür,
dass bei einigen Verliebte nicht gemogelt wurde? Und dass der so oft zitierten
Romantik erheblich Verlustängste untergejubelt werden scheint hier niemanden
gross zu stören.
Die Lernphase, in der wir uns jetzt
befinden, äussert sich insbesondere in einem Punkt sehr markant. Der Anspruch
auf unumstössliche Wahrheits-Vermittlung weist bei einigen ideologischen
Institutionen, aber ebenso bei etlichen »Sekten« u.a., einen doch ehe:
fragwürdigen Charakter auf. Es fällt auf, dass bei nicht wenigen Lernangeboten
ein Teilwissen, vermengt mit einem dialektisch ausgeklügelten Konzept als »Die
Lösung - für alle Probleme« im Multipack angeboten wird. Die Praxis zeigt, dass
(zumindest geistig) ausgehungerte Konsumenten in Scharen der Schlange in den
Rachen folgen. Dogmatische »Offerten« von Bibelinterpretationen mit
breitgefächertem Dehnungskoeffizienten über Kolumbus-Ei-Kräutermischungen bis
hin zu Paradiesversprechungen machen sich die Marktlücken streitig. Zahlreiche
Manager in der Maske von »Pseudo-Aussteigern«, erneut auf der Suche nach der
verlorenen Finanzbrille, finden sich hier wieder. Die Frage der finanziellen
Ausbeute solcher »Wahr-heitsverkünder« steht für einmal nicht primär im
Mittelpunkt. Zumal der (in einigen esoterischen Kreisen) nicht weniger lautstark propagierte
materielle Masochismus nicht eben lebensfähig ist. Es sei denn, die Erbfrage
wäre im vornherein geregelt... Unter den unzähligen Angeboten konnte ich einen
einzigen gemeinsamen Nenner finden, der sich in einem alten philosophischen
Sprichwort zusammenfassen lässt: »Willst Du die Welt verändern, so beginne
zuerst bei Dir selber.«
Wenn wir beginnen, uns mit der
Astrologie zu beschäftigen, mag das vielerlei Gründe aufweisen: oberflächliche
Neugier, »IN« zu sein, die Zukunft entschleiern zu wollen, ein Machtinstrument
mit der Angst in die Hand zu bekommen (woraus die Klientenabhängigkeit
resultiert), Flucht in diese Form von Droge. Oder aber als Motivation, seine
Probleme und Lebensaufgaben im Sinne einer echten Selbsterkenntnis zu erfassen
und konstruktiv lösen zu wollen. Ein weiterer Schritt wäre dann, anhand von
symbolhaften Strukturen, wie sie uns das Horoskop in überschaulicher Art bietet,
seine Mitmenschen zu erkennen und verstehen zu lernen, womit sich
Problemlösungen mannigfach anbieten.
In jedem Lebensbereich und
Lebensabschnitt stellt sich die Frage des subjektiven Standpunktes immer wieder
neu, da wir schliesslich hier sind, um in erster Linie geistig zu wachsen,
Erfahrungen sammeln, das Auskristallisieren unserer Hindernisse lösen von
(dogmatischen) Fixierungen. Dies ist - weiss Gott -nicht immer ein einfaches
Unterfangen, garantiert uns aber ein lebendiges Weiterkommen.
Ob ich mich nun für Irisdiagnose,
Handlesen, Fussreflexologie, Kabbala oder Astrologie begeistere, die Prinzipien
der Natur und die der geistigen Gesetzmässigkeiten haben genau so analogen
Charakter wie die substantielle Interpretation aller Religionskerne.
Wenn es Ihnen besser gefallen
sollte, könnte man auch sagen, jedes »Märchen« beinhalte eine Spur von Wahrheit.
Und genau diese Spur gilt es ausfindig zu machen, um die einzelnen Bausteine zu
einem brauchbaren Puzzle-Spiel zusammen-zu-fügen.
Auf dieser Suche steht uns
normalerweise die Freiheit zu, etwas abzulehnen oder für etwas auf die Strasse
zu gehen. Die zweite Möglichkeit wurde kürzlich, wie bekannt, von einem Pfarrer
auf der Kanzel gewählt, indem er die neue Briefmarkensammlung der PTT als
dunkles Machwerk verschrie. Aus anderen Ecken werden Horoskopberatungen als
teuflische Manipulation dargestellt. Stimmen von kirchlichen »Kompetenzpersonen«
werden in diesem Zusammenhang immer lauter. Deshalb brauchen wir ja auch nicht
gleich mit den Füssen auf dem Boden zu trampeln. Da wir nun mal alle menschliche
Wesenszüge in uns tragen, ist es naheliegend, dass solche Reaktionen (aus
welchen Gründen auch immer) verständlich sein können.
Kennen wir doch auch in der
Astrologie beide Seiten des Talers: die Wahl zwischen schwarzen und weissen
Künsten. Oder etwa die Sache mit dem Aberglauben, die »Unglückszahl« 13. Gibt es
doch kaum in einem Hotel eine Etage mit dieser Zimmernummer, aber
noch nie wurde in unseren
Breitengraden ein 13. Monatsgehalt abgewiesen, wie ich letzthin sehr treffend in
einer Zeitung lesen konnte. Eine diesbezügliche Auflistung liesse sich beliebig
lange fortsetzen.
Gegnern von irgend einem Natur- oder
Geistesprinzip könnte man immer den Vorwurf machen, sich mit einem Thema zu
wenig tief auseinandergesetzt zu haben, oder aber mit fanatischem Eifer und
Argus-Sensoren jeweils die destruktiven Seiten, wann immer möglich, zu erhäschen.
An solchen Gelegenheiten wird es, solange es Menschen gibt (und dies soll noch
eine ganze Weile dauern), wohl nie mangeln. Da wir nun mal Verursacher sind,
lassen wir doch wenigstens die erkannten, realen Wirkungen im aufbauendem Sinne
für die Gemeinschaft, in der wir leben, wachsen und gedeihen!
- Ach so, Sie denken mal wieder an
die Möglichkeiten eines Atomkrieges? Ist denn die unersättliche an der, leider
nicht immer, konstruktiven Auseinandersetzung, sei es in Form von Machtspielen
oder der Bewunderung im Sandkasten, nicht alleweil gross genug, als sich schon
morgen ins »Nichts« auflösen zu wollen? Steuern nicht die wenig beliebten
marsisch-plutonischen Antriebe selber zum eigentlichen Frieden bei, etwa: Not
macht erfinderisch? In dieser Hinsicht werden unsere Nachfolgegenerationen
sicher eine massgebliche Schlüsselrolle zu spielen haben.
Pluto im Skorpion bedeutet für mich
in erster Linie GEISTIGE Wandlungsprozesse. Das manifestiert sich im Auflösen
von sogenannten Scheinsicherheiten, Lotter(ie)-Gerüste, welche beim erstbesten
Seitenwind das Zeitliche segnen. Dass hier die Materie eine wichtige Rolle
spielt, ob sich nun Saturn in dem selben Zeichen aufhält oder nicht, liegt wohl
auf dem Handteller, welcher auch rational erfasst werden kann.
Was sind denn körperliche
Veränderungen, welche sich z. B. in Form von Krankheiten zeigen können, anderes
als Auswirkungen von geistigen Blockaden? Denn schmerzhaft wird es immer dann,
wenn wir uns nicht von Fixationen (er)-lösen, weil uns dann die Kraft fehlt,
harmonisch mitschwingen zu können.
Vergessen Sie die Zeit nicht -
seien Sie doch nicht so ungeduldig...