Kleine Einführung
ins aktuelle
Weltgeschehen
Wisse was IST,
dann weisst du,
was zu TUN ist
(jhr)
Kleine Einführung ins aktuelle Weltgeschehen
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Impulse 2016
Impulse 2015
Die 'WARUM'-Frage
Was uns so selten beantwortet wird
MAHNWACHE(N)
für den Frieden und die Freiheit - global
Fortsetzung Paradigmawechsel
Sei dabei - OCCUPY
Einleitung
Paradigmawechsel
Impulse 2014
DELPHINE & WALE
brauchen unsere Hilfe
DIE NEUEN KINDER
...
sind da ...
Impulse 2013
ANGST und ihre TRANSFORMATION
ESM-Vertrag -
Europa auf dem Weg in eine
Diktatur?
Impulse
2012
Ein Neubeginn
GRUND-EINKOMMEN
Bedingungsloses Grundeink. für ALLE
IMPFEN
Wem hilft's denn tatsächlich?
GRIPPE 09
-
sogenannte Schweine-Grippe
MMS
Miracle
Mineral
Supplement.
Ein "neues Antibiotikum?"
°
BORAX
CODEX ALIMENTARIUM
- (Anti-)Lebens-mittelcodex
CHEMTRAILS, HAARP, MINDCONTROL
die täglichen Manipulationen
OIL-KATASTROPHE
USA
im Golf von Mexiko
BIOMETRISCHER PASS
(CH)
Chip-Kontrolle unisono
ATOM-KATASTROPHE JAPAN
& GLOBAL die 'neuen'
Altlasten
UFO-DISCLOSURE
was uns kosmisch
vorenthalten wird
Fazit im schon fast 'legendären 2012'
eigene
Astrologieartikel
erschienen in der Zeitschrift Astrolog
1981-2003
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spirituelle & andere ein-sichten
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politik & wirtschaft
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° Engagierte Spiritualität
Engagierte
Spiritualität
Von Roland Rottenfußer
Die alten Grabenkämpfe zwischen der politischen »Linken« und den
Vertretern einer spirituellen
»Innerlichkeit«
müssen beendet werden. Sie nützen nur denjenigen, die an einer – im doppelten
Wortsinn – unbewussten Bevölkerung interessiert sind. Eine undogmatische,
mystische Spiritualität ist ihrem Wesen nach befreiend, bewusstseinserweiternd,
solidarisch und ökologisch. Man könnte mit ihr in jeder Hinsicht Staat machen.
Wer spirituell ist, muss politisch
sein
Politik und Spiritualität – geht das zusammen? In einer
säkularisierten Gesellschaft verbinden viele mit spirituell inspirierter Politik
eher Horrorvorstellung. Die jahrtausende alte unheilige Allianz von Thron und
Altar kommt ins Blickfeld, Kirchensteuer und das Prinzip »Wes Brot ich ess, des
Lied ich sing“. Man kann dabei auch an den betenden George Bush denken, an den
islamischen „Gottesstaat« der Ayatollahs oder eine „christlich-soziale« Politik,
die mit »christlich“ und »ungefähr so viel zu tun hat, wie das Orwellsche
»Wahrheitsministerium« mit der Wahrheit.
Ich selbst habe mich, was spirituelle Politik betrifft, vor einigen Jahren eher
als Spötter hervorgetan und in einer Satire das Zerrbild einer esoterischen
Partei entworfen. »Sozialhilfe abschaffen, der Reichtum ist in dir« lautete der
Slogan dieser imaginären Partei. Auf den Sozialämtern wurden statt Geld
Positiv-Denken-Ratgeber ausgegeben, die den »Weg vom Mangelbewusstsein zum
Füllebewusstsein“ aufzeigen sollten. Außerdem war jene Partei von einem
antidemokratischen Elitarismus beseelt: »Es kann keine Gleichheit der Rechte
geben zwischen uralten Seelen und solchen, die noch im Stadium der Kindheit
verharren“. Völlig aus der Luft gegriffen war meine Satire leider nicht. Sie war
einer Realität abgelauscht, in der Extrem-Esoteriker sogar so weit gehen, Armut,
Hunger und Holocaust als pränatal frei gewähltes (karmisches) Schicksal zu
bezeichnen.
Über »rechte Esoterik« gibt es eine Reihe von Veröffentlichung, z.B. von Roman
Schweidlenka oder von der streitbaren Ex-Grünen Jutta Ditfurth (»Entspannt in
die Barbarei. Esoterik, (Öko-) Faschismus und Biozentrismus« ). Diese
Aufklärungsarbeit hat, obwohl sie leider in vielen Fällen mit Polemik und eher
schikanösen Argumentationsmustern arbeitet, durchaus ihrer Verdienste. Ein
waches Bewusstsein gegenüber den Gefahren einer »rechten“, inhumanen oder
autoritär-faschistoiden Esoterik ist immer geboten. Dennoch habe ich mich als
Redakteur des spirituellen Monatsmagazins »connection« fünf Jahre lang vehement
dafür eingesetzt, dass es zu einer Zusammenarbeit der »feindlichen“ Brüder
Spiritualität und Politik kommen möge. »Wer spirituell ist, muss meines
Erachtens politisch sein“, schrieb ich 2003. Und umgekehrt: »Allzu lang haben
wir die Politik Menschen ohne spirituelles und ethisches Fundament überlassen –
und dementsprechend sieht unsere Welt heute aus.“
Wie komme ich zu solchen Aussagen? Mit großem Interesse habe ich erst unlängst
eine Textpassage des Dalai Lama gelesen, in der dieser ähnlich argumentiert: „Es
gibt eine philosophische Meinung, die Moralisten davor warnt, sich in Politik
einzumischen, weil diese der ethischen und moralischen Grundsätze entbehre.
Diese Entwicklung gibt Anlass zur Sorge, denn eine Politik ohne ethische
Grundsätze dient nicht dem Wohl und Nutzen des Menschen.« Und weiter: »Man hört
des öfteren von spirituellen Menschen, dass sie die Vermischung von Politik und
Religion mit Sorge erfüllt, da sie eine Verzerrung der Ethik durch Politik und
dadurch eine Verunreinigung der Religion befürchten. Solche Überlegungen sind
nicht nur selbstsüchtig, sondern auch in sich widersprüchlich. Alle Religionen
sind ja dazu da, dem Menschen zu dienen und zu helfen, und mit jeder Abgrenzung
von Religion gegen Politik gibt man ein machtvolles Instrument preis, das im
Sinne des sozialen Wohlergehens der Menschen wirken soll.«
Hat der Weg ein Herz?
Der Dalai Lama oder auch Mahatma Gandhi können durchaus
als ermutigende Beispiele für eine Verbindung politischen Einflusses mit
spiritueller Tiefe gelten. Auch das soziale Engagement von Persönlichkeiten wie
Franz von Assisi oder der zeitgenössischen „Kuschelmeisterin“ Amma (Mata
Amritanandamayi), die für unzählige karitative Hilfsprojekte in aller Welt
verantwortlich zeichnet, kann kaum geleugnet werden. Dass es ebenso viele – wenn
nicht mehr – Gegenbeispiele für misslungene „polit-spirituelle“ Experimente
gibt, will ich nicht bestreiten. Die Frage ist nur welche Schlüsse wir daraus
ziehen und welche Tendenz wir künftig fördern wollen: eher die strikte Trennung
der beiden Welten oder den Versuch einer Annäherung, eines wachsenden
gegenseitigen Verständnisses.
Zunächst müssen wir sauber trennen zwischen Religion (dem institutionalisierten,
durch Schriften, Priester und
Organisationen
vermittelten Gottesbezug) und Spiritualität, einer Form von Geistigkeit, die
ihren Sitz im Inneren des einzelnen Menschen selbst hat. Religion begrenzt uns,
weil sie versucht, uns in ein – vermeintlich gottgegebenes und somit
unantastbares – Ordnungssystem einzubinden. Spiritualität dagegen befreit, weil
sie uns mit unserem innersten Selbst in Kontakt bringt, das uns in dem Maße, wie
wir es erschließen, von allen weltlichen Bindungen unabhängig macht. Wir müssen
ebenso zwischen Esoterik (Geheimwissen, beschränkt auf einen „inneren Kreis“)
und Exoterik (nach außen hin praktizierte Religion) unterscheiden. Und
schließlich müssen wir uns fragen: Wer praktiziert einen bestimmten spirituellen
Weg und wie geschieht dies? Wird ein Schritt in Richtung Befreiung gegangen oder
in Richtung „selbstverschuldete Unmündigkeit“ (Immanuel Kant), fördert
Spiritualität einen mitfühlenden und unterstützenden Umgang mit anderen Wesen
oder verhärtet sie uns, führt uns zu einem vielleicht lediglich egozentrischen
Erleuchtungsstreben? Mit einem Wort des spirituellen Kultautors Carlos Castaneda
könnte man all diese Fragen so zusammenfassen: Hat der Weg ein Herz?
Hitlers vernünftelnde Erben
Diese Frage für die Gesamtheit spiritueller Wege und
Bekenntnisse pauschal mit „Ja“ oder auch mit „Nein“ zu beantworten wäre Unsinn.
Autorinnen und Autoren wie Jutta Ditfurth haben sich auf Auswüchse »rechter“
Esoterik eingeschossen und damit sicherlich eine beachtenswerte Teilwahrheit,
aber eben nur eine Teil-Wahrheit erfasst. Gerade auf Seiten der Linken hängt
dieser anti-spirituelle Reflex vielleicht mit einem Phänomen zusammen, das
Wolfgang Schmidt-Reinecke das neudeutsche Irrationalitätstrauma nennt.
Schmidt-Reinecke argumentiert, die Nazis hätten »für Generationen das
spirituelle Klima in Deutschland vergiftet“. »Die innerhalb einer tiefen
Seelenschicht vorgenommene Verwechslung der nationalsozialistischen Ideologie
mit spirituellen Idealen führte mit dem Untergang dieser Ideologie bei einer
Mehrheit der Deutschen zwangsläufig auch zur Verdrängung spiritueller
Orientierungen.“ Vereinfacht gesprochen besagt diese Theorie folgendes: Weil
sich die Nazis in missbräuchlicher Weise okkulter spiritueller Gedanken und
Symbole bedient haben, suchen wir unser Heil seither nur noch in staubtrockener
wissenschaftlicher Rationalität. Weil seit 1945 alles Pathetische, Irrationale
und Mystische „pfui“ ist, haben wir gleichsam einen Teil unserer Seele amputiert
und uns auf eine korrekte, aber im Grunde verarmte Existenzform reduziert: als
Hitlers vernünftelnde Erben.
Auch dies ist vermutlich nur eine Teilwahrheit, denn die Furcht vor den der
eigenen Seele innewohnenden Untiefen – vor dem eigenen „Schatten“ ebenso wie vor
einem möglicherweise das Vorstellungsvermögen übersteigenden „Licht“ – ist
sicher älter als das Faschismustrauma. Treffend beschreibt der Journalist Geseko
von Lüpke in der Zeitschrift »connection“ das Unbehagen der politisch Aktiven,
speziell der »linken“ Szene, gegenüber allem Spirituellen: „Das Misstrauen der
Politik gegenüber der Religion ist uralt und hat gute Gründe. Historisch war der
religiöse Weg zuerst immer ein Weg des Rückzugs aus der Welt, der Suche nach
innen, des individuellen Friedens und der letztlich unpolitischen Zufriedenheit
im Alleinen. Deshalb war Religion für Lenin ‚Opium fürs Volk’. Sie machte
passiv, züchtete gut zu regierende, anpassungsfähige Streber nach dem Paradies,
nicht aber stolze, konsequente, kreative und unbeugsame Aktivisten für den Kampf
um soziale Gerechtigkeit. (…) Das Religiöse wurde damit zum Werkzeug der Macht,
zum Ausdruck des Unpolitischen selbst. Aufklärung, die Freiheit der Gedanken,
politische Bewusstheit, Demokratie und Sozialismus mussten sich mühsam durch
einen Brei religiöser Entmündigung und gläubig-schicksalsgläubiger Apathie
kämpfen, der wie Klebstoff das eigenständige Denken verhinderte.“
Von Lüpke beschreibt ausführlich die tatsächlich »rechtslastigen« Phänomene
innerhalb der spirituellen Szene wie etwa „fremdenfeindliche ‚Öko’-Konzepte,
reaktionäre Heimatverbundenheit, nationalistisch verbrämtes
‚Stammesbewusstsein’, autoritäre, ‚germanische’ Erdrituale und der Ruf nach
einer ökologischen Bewusstseinsreform hin zum ‚Reinen, Schönen und Wahren“ Er
wendet sich aber auch gegen Vorurteile innerhalb der „linken“ und der Ökoszene,
die alle Ansätze von Spiritualität (wie es sie in der Hippie- und der
beginnenden Grünen-Bewegung durchaus gab) als „abtrünnig, weltfremd und
versponnen“ abkanzeln. Geseko von Lüpke schließt seinen Aufsatz: »Spiritualität
kann Politik befruchten, und Politik kann zur spirituellen Praxis werden. Die
alten Trennungen sind aufgehoben, die Grabenkämpfe können eingestellt werden. In
Zukunft wird es darum gehen, den spirituell Suchenden dabei zu helfen, die
inneren Reformen ins Außen zu tragen und die Aktivisten dabei zu unterstützen,
die Reform der Welt im Innen zu verankern« .
Mystik – nichts für
„Diesseits-Drückeberger“?
Ist er da nicht allzu
optimistisch? Ich möchte zeigen, dass Spiritualität, wie ich sie verstehe, ihrem
Wesen nach befreiend, bewusstseinserweiternd, solidarisch und ökologisch ist –
also „links“, wenn man es etwas vereinfacht ausdrücken will. Eine solche
Spiritualität macht Lust und ist mit jeder Art sozialen, ökologischen und
politischen Engagements mehr als nur vereinbar, sie legt dieses Engagement sogar
nahe. Spiritualität, wie ich sie hier verstehe, kann beinahe synonym mit einem
anderen Begriff verwendet werden: Mystik.
Auch mit „Mystik“ wird oft das Bild vom Studierzimmer-Eremiten oder vom
meditierenden Weltflüchtling und Diesseits-Drückeberger verbunden. Dieses Bild
kommt nicht von ungefähr, und möglicherweise hat die (missverstandene)
Geschichte des Buddha ihren Anteil daran. Der junge Buddha verließ den Palast,
in dem er aufgewachsen war und sah das Elend der Welt. Er suchte einen Weg zur
Befreiung vom Leiden – und war tat er? Er setzte sich unter einen Baum und
meditierte. Während Jesus viele Kranke, die ihm begegneten, heilte, wandte sich
der Buddha zunächst vom Anblick des Leidens ab und ging nach innen. Es besteht
kein Zweifel, dass Buddha der Menschheit einen großen Schatz an spiritueller
Weisheit hinterlassen hat. Das Problem ist jedoch, dass sein Vorbild
weitreichende Auswirkungen hatte auf unser Bild davon, was einen spirituellen
Menschen ausmacht. Derselbe Buddha war es, der seine Jünger ermutigte, ihre
spirit-of-contemplation
Familien zu
verlassen, um sich ganz dem eigenen Erleuchtungsweg zu weihen.
Erleuchtungs-Egoismus? Jedenfalls taucht ein sehr nahe liegender Einwand auf:
Wenn wir alle eins sind, wie viele Weisheitslehrer behaupten, warum dann nur
nach innen gehen? Warum nicht auch für eine Familie sorgen, einen Baum pflanzen,
Gemeinschaften gründen und die vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen
verbessern helfen?
Natürlich ist die Lehre des Buddha geduldig und vieldeutig wie die Jesu. Auch
Jesus forderte seine Jünger, z.B. Petrus, auf, ihre Berufe und Familien liegen
und stehen zu lassen und ihm zu folgen. Er argumentierte aber auch, man solle
sich zuerst mit seinem Nächsten versöhnen, bevor man seinem Gott im Gebet
begegne. Es kommt darauf an, was wir in den Schriften lesen und was wir aus
ihnen machen wollen. Ein weiser und glaubwürdiger Wanderer zwischen den
(spirituellen) Welten ist der Benediktiner-Pater und Zen-Eingeweihte Willigis
Jäger, dem nach Meinungsverschiedenheiten mit der katholischen Mutterkirche das
Recht entzogen wurde, Sakramente zu spenden und öffentlich zu lehren. Jäger
meint, dass dem Zen, so wie es heute gelehrt wird, ein sozialer Akzent fehle.
„Wir haben meiner Meinung nach vergessen zu sagen: du hast eine soziale
Verantwortung. Du hast nicht nur die Aufgabe, die Menschen in die Erlösung, in
eine tiefere Einsicht zu führen, du hast auch die Aufgabe dich auf dem sozialen,
dem gesellschaftspolitischen Gebiet zu engagieren. Das ist die Erkenntnis, die
wir als Westler auch dem Zen – den östlichen Wegen ganz allgemein – hinzufügen
können und sollen.“
Unser größeres Selbst
Willigis Jäger sagt, dass jedes Teil und auch jedes
Einzelwesen seinen Sinn durch die Verbindung zum Ganzen erhält: „Erkennen und
erfahren, dass wir eins sind –daraus kommt eigentlich alle Ethik. Die Ethik
kommt nicht aus ‚du sollt, du musst oder du darfst nicht’. Sie kommt aus dieser
Erfahrung der Einheit heraus. Wenn ich die Not des Anderen als meine Not
erfahre, dann tue ich gleichsam etwas für mich, wenn ich dem Anderen helfe.“
Mystik, so könnte man schlussfolgern, ist ihrem Wesen nach sozial; religiöse
Institutionen sind es nicht unbedingt, weil sie häufig auch mit einer Rhetorik
der Ausgrenzung gegenüber den »Nicht-Dazugehörigen« oder „Nicht-Linientreuen“
arbeiten. Da Mystik der innere, dem unmittelbaren Erleben entspringende Kern
aller Religionen ist, soll hier auch kein bestimmtes religiöses Bekenntnis auf
Kosten eines anderen hervorgehoben werden. Soziale und nicht-soziale Strömungen
können sich vielmehr vor jedem kulturellen und religiösen Hintergrund entfalten.
Der vietnamesische Mönch Thich Nhat Hanh hat beispielsweise eine moderne
Spielart des engagierten Buddhismus entwickelt, die mit Weltabgewandtheit nichts
zu tun hat. Seine Argumente lehnen sich eng an die Schriften des
Religionsgründers und dessen Lehre vom „Nicht-Selbst“ an. Was der Mensch sein
„Selbst“ nennt, ist nach Buddha durchdrungen von Elementen des „Nicht-Selbst“ –
etwa Wasser, Luft, pflanzliche und mineralische Strukturen sowie
Bewusstseinsströmungen, die nicht seiner (eigentlich nur illusionären)
Persönlichkeit angehören. Thich Nhat Hanh nennt diese Erkenntnis „die Lehre des
gegenseitigen Sich-Durchdringens, des Zusammenseins (interbeing). Man kann nicht
einfach nur sein, man muss mit sein, von allem durchdrungen“. Von Thich Nhat
Hanh stammt auch der schöne Satz: »Wir müssen beginnen, die Erde in uns weinen
zu hören.“ Er entwirft ein ganz anderes Bild von einem religiösen Menschen:
»Wenn die Erde dein Körper wäre, könntest du viele Bereiche wahrnehmen, an denen
sie leidet. Viele Menschen sind sich des Leidens der Welt bewusst, und ihre
Herzen sind voller Mitgefühl. Sie wissen, was getan werden muss. Sie setzen sich
auch politischer, sozialer und ökologischer Ebene ein, um die Zustände zu
verändern.“
Soziale Mystik
Den Begriff der „sozialen Mystik“ benutzt ganz explizit
auch die US-Amerikanerin Joanna Macy, bekannt als die große alte Dame der
Tiefenökologie. Joanna Macy spricht vom Modell eines „Ökologischen Selbst“,
wodurch das herkömmliche Bild vom „hautverkapselten Ego“ aus den Angeln gehoben
werde. Dadurch werde auch der Begriff des „Eigennutzes“ um eine entscheidende
Dimension erweitert. Man kann nicht einen Baum fällen, ein Tier quälen oder
einen Moorsee verseuchen, ohne dadurch zugleich seinem erweiterten Selbst zu
schaden, seinen eigenen erweiterten „Körper“ zu verletzen. Die Empfindung, dass
die Erde unser Körper ist, entspricht der hinduistischen Erkenntnis „Tat tvam
asi“ (Wörtlich: „das bist Du“, Leitsatz der Upanishaden, heiliger Schriften der
Hindus). Was immer du vor dir siehst, meint dieser Satz, ist nicht von dir
getrennt, du bist es selbst.
Was spirituell inspirierte Politik bedeuten könnte, ist – in allgemeinen Worten
gesagt – ziemlich einfach. Sie würde in allen
ideologischen und konkreten Fragen die geistig-spirituelle Innenseite der Dinge
berücksichtigen, sozusagen ihre Seele. Tiefenökologie z.B. unterscheidet sich
vom herkömmlichen Umweltschutz dadurch, dass sie in der Natur einen göttlichen
Geist erkennt. Die Natur besitzt somit eine Würde jenseits ihres Nutzwertes und
ist mehr als nur eine hübsche Kulisse für menschliches Handeln. Vor allem ist
sie nichts, was vom Menschen grundsätzlich verschieden wäre. Was schützt denn
der Umweltschützer? Sich selbst, denn er ist die Natur, und beide – die Natur
wie der Mensch – sind Teile des göttlichen Ganzen.
Tiefenökologie, Tiefenpolitik?
Natürlich könnte man an dieser Stelle auch das Wort
„göttlich“ weglassen. Es genügt die Erkenntnis, dass alle Phänomene, alle
Lebewesen im Universum untereinander zu einem allumspannenden Netz verwoben
sind. Wozu braucht es da Gott? Das ist eine weit reichende Frage, mit deren
Beantwortung man Bücher füllen könnte. Gewiss kommt man ohne den Begriff eines
persönlichen Gottes aus – eine solche Begriffswahl ist Glaubenssache –, kaum
aber ohne ein Prinzip wie „Geist“ oder „Bewusstsein“. Wer den Geist leugnet,
gleicht jenem außerirdischen Wissenschaftler, der eine CD mit Werkzeugen
zerhackt und dann beklagt, er habe nirgendwo Musik gefunden. Der amerikanische
Philosoph Ken Wilber nennt philosophische Richtungen, die ein Netz bzw. System
des Lebens postulieren, ohne eine entsprechende geistige Tiefendimension
hinzuzufügen, „Flachland“. Und „flach“ ist gewiss nicht nur die politische
Landschaft in Wilbers Heimat, den USA.
Tiefenökologie ist Ökologie aus einem mystischen Weltbild und mystischen Erleben
heraus. In ähnlicher Weise kann es auch Tiefenpolitik – z.B. Tiefenaußenpolitik
und Tiefensozialpolitik – geben. Von einem mystischen Standpunkt aus gesehen,
kann ich nicht Krieg gegen ein anderes Land führen, weil der Andere, den ich
angreife und töte, nicht von mir getrennt ist. Tat tvam asi, das bin ich selbst.
Analog dazu werde ich keinen meiner Mitmenschen ausbeuten wollen, denn als
Ausbeuter bin ich mit dem Ausgebeuteten energetisch verbunden. Man sieht also,
dass ernst gemeinte Spiritualität oder Mystik enorme politische Konsequenzen
hätte. Der Teufel steckt mit Sicherheit auch hier im Detail, aber ich habe nicht
den Eindruck, dass mit mystisch inspirierter Politik bereits in so großem Stil
experimentiert wurde, dass man schon jetzt von ihrem Scheitern sprechen könnte.
Wozu überhaupt Spiritualität?
Spiritualität ist nicht »automatisch“ links, auch nicht
notwendigerweise solidarisch, befreiend, bewusstseinserweiternd. Man hat mit dem
„mystischen“ Argument, der Einzelne finde seine Bestimmung hauptsächlich im
Kontext eines größeren Ganzen, auch schon militärische Formalausbildung und
Marschkolonnen gerechtfertigt. Es macht aber keinen Sinn, das „Kind“ der
Spiritualität mit dem „Bade“ gewisser rechts-esoterischer Extrempositionen
auszuschütten. Wozu überhaupt Spiritualität? lautet die Kernfrage. Genügt nicht
ein allgemeines Gespür für Humanität und für das, was »anständig“ wäre im
Kontext des politischen Handelns? Für viele Menschen sicher. Ich kann hier nur
erklären, warum ich Spiritualität für mich selbst nicht missen möchte.
Spiritualität zeigt uns, dass wir nicht bloß ein Stück Treibholz auf dem See
sind, sondern der See selbst – bis hinunter in seine unergründeten Tiefen.
Spiritualität zeigt uns (uns zwar durch direktes Erleben, nicht nur durch
theoretische Belehrung), dass wir mit einem potenziell unendlich großen
Bewusstseinsraum verbunden sind, der zur Erschließung ansteht. Spiritualität
überschreitet und durchbricht Grenzen: solche der politischen und
gesellschaftlichen Systeme wie auch solche des Denkens und Erlebens. Es ist die
Sehnsucht des Wassertropfens nach dem Meer. Es ist die Sehnsucht des in die
Körperlichkeit und in die Begrenzungen des gesellschaftlichen Massenbewusstseins
Verbannten nach dem „Mehr“. Dieselbe Sehnsucht kann uns in Meditations-Retreats
führen, in denen es hoch diszipliniert zugeht – oder zur ausschweifenden
Entgrenzung, zu Sex, Drugs und Rock n’Roll.
Jenseits der Sachzwänge
Spiritualität löst uns aus unseren Verpflichtungen zur
Konformität heraus und führt uns in den innersten Raum intimer Zwiesprache mit
dem »Selbst“. Wer dort angekommen ist und sein Verbundenheit mit Allem erfahren
hat, wird der Welt vielleicht gar nicht mehr entfliehen wollen, sondern den
Wunsch verspüren, sich liebend, leidend, mitfühlend und helfend in sie hinein zu
verströmen. Ein solcher Mensch wäre wahrscheinlich ein sehr guter „Politiker“,
denn er wäre nicht mehr so leicht manipulierbar, blendbar, erpressbar. Er hätte
ja das Eigentliche gefunden, an dem gemessen jedes Surrogat blass erscheint, mag
es nun um Macht oder Mandate gehen, um Privatjet, Pressepräsenz oder
Politbarometer – oder um das zufriedene Zunicken von Börsianern und
Konzernchefs, die ihm bescheinigen, wie brav er wieder mal Wachstum, Profit und
Ordnung hoch gehalten hat. Wer dem „Herrn“ lieber dient als dem „Mammon“ und
Gott mehr gehorcht als den Menschen, wer diesen „Herrn“ überdies als einen
inneren Gott begreift, der als leise, aber vernehmliche Stimme in unserem Herzen
zu uns spricht, der könnte sich als ein höchst unbequemer, anarchischer,
jenseits vordergründiger Sachzwänge freier Zeitgenosse erweisen. Die alte
Ordnung müsste sich in Acht nehmen vor solchen „Polit-Spirituellen“, sie hätten
mit den domestizierten Kirchenschäflein, die Paulus zufolge „der Obrigkeit
untertan“ sein müssen, nicht mehr viel gemein.
Lohnt sich da für politisch Aktive, die mit der Spiritualität bisher nichts am
Hut hatten, nicht ein zweiter Blick? Man „muss“ als Linker natürlich nicht
spirituell sein, aber es wäre schon viel gewonnen, wenn eine anti-spirituelle
Haltung nicht mehr automatisch als zur mentalen Grundausstattung der „modern“
und „sozial“ Denkenden gehörig betrachtet würde. Ich halte mich da an Joanna
Macy. Nach ihrer Meinung ist es von enormer Bedeutung, „die herkömmlichen
Paradigmen loszulassen, wonach die Welt entweder ein Schlachtfeld mit den Siegen
einzelner ist oder eine Falle, der wir mit der ersehnten Erleuchtung entfliehen
sollten.“
www.connection.de
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