° Minderwertigkeit und Unsicherheit

Minderwertigkeit und Unsicherheit
Vyvamus durch Janet McClure und Lillian Harben
 

Minderwertigkeitsgefühle gehören zu den vorherrschenden Widerständen bei allen, die eine spirituelle Entwicklung anstreben. Sie haben lange Zeit - früher wie heute - nahezu bereite Seelen vom Aufsteigen abgehalten.

Viele Menschen huldigen einem falschen Glaubenssatz, der die physische Existenz beschreibt: " Ich wurde von Gottvater, dem Schöpfer, verstossen und zur Strafe an diesem weniger begehrenswerten Ort verbannt. Jetzt muss ich dem Vater beweisen, dass ich es wert bin zurückzukehren." Diese Vorstellung lässt sich in vielfältiger Abwandlung auf verschiedene Ebenen in der Programmierung des Massenbewusstseins finden.

Viel kirchliche Institutionen bestärken den Menschen in dieser Verwirrung, indem sie ihn als Sünder hinstellen, der die Liebe des Vaters nicht verdient, es sei denn, dass er seine Schuld gesühnt hat.

Der kosmische Geburtsprozess, die "Abnabelung" des Individuums von der Quelle, hat viele "Lichtfunken", von denen einige jetzt Teil der Menschheit sind, in die gerade beschriebene Verwirrung gestürzt. Bis dahin hatten sie den warmen, behaglichen, wissenden, sorgenfreien, sicheren und möglicherweise träumerischen Zustand der vollen Unterstützung durch den Schöpfer genossen, während der kosmischen Nacht beschaulich sinnend alles in sich aufgenommen. Als sie diesen "Schutzraum" verliessen und in einen ihnen unbekannten, scheinbar gefährdeten und unbehaglichen Zustand übergingen, empfanden sie das als Diskrepanz.

Es war so, wie bei der Geburt eines Kindes: Aus einer behaglichen, fliessenden uns unterstützenden Umgebung wird es in eine kalte, helle und laute Welt hineingeboren, wo es scheinbar alleingelassen ist, weil es die Verbindung mit der Mutter nicht mehr spürt. Es fühlt sich nicht mehr unterstützt.

Der tiefste Aspekt der Minderwertigkeit entsteht durch den irreführenden Glauben, dass ihr vor dem Schöpfer versagt habt und deshalb von ihm verstossen wurdet. Vor dem Schöpfer zu versagen scheint die äusserste Form einer Verfehlung zu sein, die grösste Sünde. Sie wird von stärksten Schuldgefühlen begleitet, wie das bei Minderwertigkeitskomplexen oft der Fall ist. Sie werden durch den tief verwurzelten Glaubenssatz genährt, dass euch die Schuld nie wieder vergeben werden kann und dass irgend jemand irgendwo lebt, der davon weiss, oder - als Variante - dass wirklich jeder weiss, wie wertlos ihr doch seid, obwohl ihr ständig danach trachtet, es so gut wie möglich zu vertuschen.

Starke Minderwertigkeitsgefühle haben auch die Menschen, die viele Erfahrungen auf der dunklen Seite hinter sich haben, oder jene, die nur auf eigener Macht bedacht waren und die Menschheit für ihre Zwecke missbrauchten. Wenn sie "zurückkommen", erleben sie ein starkes Gefühl der Minderwertigkeit, der Abgetrenntheit, der Leere und der Einsamkeit. Sie halten sich nicht für wertvoll genug, dass die Menschen ihnen vertrauen oder sie unterstützen, und sie erkennen in sich eine gewisse Unfähigkeit, sich selbst und andere zu lieben und sich mit dem Göttlichen zu verbinden.

In grossen Ausmass werden Minderwertigkeitsgefühle auch von den Menschen empfunden, die Liebe oder ihre göttliche Verbindung nicht annehmen können. Sie haben häufig starke Programmierungen bezüglich ihrer Entfremdung und Getrenntheit und einen Mangel an kommunikativer Verbindung mit der Menschheit und der Quelle. Diese Menschen öffnen in der Regel ihr Herz nur äusserst zögernd, um Liebe anzunehmen, werden aber häufig um Liebe, Fürsorge und Unterstützung angegangen. So glauben sie von sich, niemals genug zu geben. Sie geben unentwegt und bekommen nichts zurück, weil sie sich minderwertig fühlen. Als Gegenleistung ziehen sie Situationen an, die es ihnen gestattet, sich verraten zu fühlen, nur weil sie den Rückfluss der Liebe nicht annehmen können.

Diese Abwehr aufgrund der Minderwertigkeitsgefühle ist oft auch ein wesentlicher Faktor bei mangelndem Wohlstand. Viele denken, dass sie es nicht verdienen, in Saus und Braus zu leben. Sie müssen dem Vater, der Menschheit usw. ununterbrochen beweisen, dass sie die Fülle verdienen. Einige glauben, sie verdienen zwar genug zum Essen, und zum Wohnen, aber sie dürfen sich keine Extras leisten, den Luxus von Reisen etwa oder wünschenswerte Unterhaltung. Viele fürchten auch, dass Reichtum ihrem spirituellen Leben schadet. Sie beweisen ihre Spiritualität dadurch, dass sie fast am Rande des Existenzminimums leben. Oft haben sie in anderen Leben einen Armutsschwur geleistet, der sie unbewusst noch immer bindet.

Die Unsicherheit dagegen ist nicht so sehr eine Programmierung in Bezug auch Wohlstand und Fülle, sondern entspringt einem tief verwurzelten Glaubenssatz, dass ihr niemals "genug" seid. Damit meine ich, dass ihr niemals genug wisst, um ein qualifizierter Lehrer zu sein, niemals wichtig genug seid, um anerkannt zu werden, oder gut genug, dass man euch zuhört, ernst nimmt, bestätigt, achtet oder als Leiter akzeptiert. Das sind diejenigen, die andere unterstützen, aber nicht führen, die eine Anerkennung für ihre hervorragende Arbeit nicht annehmen können. Deshalb erringen sie nur selten Vertrauen und Anerkennung, denn sie projizieren ihre Unsicherheit und Minderwertigkeit nach aussen. Das führt dazu, dass sie sich oft verraten fühlen und sehr viel Groll in sich hegen.

Unsicherheit hat ihre Grundlage im Bereich der Seele. Sie ist nicht so sehr ein Problem des Emotionalskörpers, sondern der Seele und des Mentalkörpers. Oft gibt es einen Seelenaspekt, der sich nicht fähig genug glaubt, der sich nicht einbringen mag, der verärgert und verunsichert in Bezug auf die gewählte Bestimmung ist und sich mit ihr nicht wohl fühlt. Dieser Widerstand, der fortwährend von der Seelenebene ausgeht, durchsetzt alle anderen Körper und verbreitet dort die gleiche Unsicherheit.

Es ist wichtig, dass du dir ansiehst, was du ausdrückst. Was unterlässt du, dass du eigentlich gern tun möchtest und wozu du auch in der Lage wärst? Die Ursache mag dann in einem Widerstand der Seele oder einem Druck-Zug-Syndrom im Bereich der freien Wahl liegen. Es mag ein starkes Verlangen vorhanden sein, dem kosmischen Plan auf eine bestimmte Art zu dienen, und ein tief verwurzeltes Gefühl, das in eine andere Richtung zielt, die wichtiger scheint. Schau dir auch an, für welches Tun du keine Anerkennung findest. Was würde geschehen, wenn du diese Anerkennung und Bestätigung bekämest? Manchmal kannst du entdecken, dass du dich scheust, Verantwortung zu tragen oder gesehen zu werden, wenn du etwas machst, dass dir Anerkennung und Bestätigung einbringt. Das führt uns in einen weiteren Bereich hinein, der in einem anderen Abschnitt erörtert wird.

Minderwertigkeit und Unsicherheit gehören zu den wichtigsten und tiefsten Störungen, unter denen ihr leidet; wenn ihr aber erst einmal den dazugehörenden Widerstand gefunden und beseitigt habt, erreicht ihr sehr schnell eine neue evolutionäre Stufe.
 

© Veröffentlichung mit der freundlichen Genehmigung des Verlages.

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