Kleine Einführung
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Sticky – log, anno Juni 2011
Ein Steinwurf weg von der Steinzeit, oder dann eben doch - vom
Tiefschlaf-Paradies?
Lieber Geschichtsschreiber Sticky tut mir aufrichtig leid, wenn ich Dich schon wieder stören muss, aber wenn das so weitergeht, dann leben wir bald nur noch in einer Welt, die viereckig, plastifiziert und schwarz vor sich hinjauchzt. Ja du hast recht, viereckige Eier und Tomaten, damit die Beladungsflächen ausgedehnt und die Hennen sich nicht mehr länger sorgen müssen, ob die Eier dann immer noch davonrollen werden. Schwarz macht angeblich (immer noch?) schlank, weil wir in diesem Quadranten bald alle ein Überfütterungsproblem haben (nein, diesmal ist Mutti sicher nicht schuld!) und Plastik, ok, lässt sich besser abwaschen – stinkt aber immer noch. Hygienisch gesund? Von wegen, auch ohne Neugeburten im Nanogruselkabinett! Am besten erkläre ich dir jetzt mal etwas anschaulicher, wie man unsere aktuellsten Masslosigkeiten umschreiben könnte. Verzeih mir, wenn ich jetzt auch etwas übertreibe, aber Hand aufs Herz, du weißt doch, dass man sich den Einflüssen in diesen penetranten Resonanzkreisen nicht immer entziehen kann, wenn man, wie ich, noch immer keinen wasserdichten Überlebensbunker, 37 Stockwerke unter dem Boden und mindestens 468 Meter in den Berg reingehauen hat. Wozu fragst du? Schau dir mal doch alle Weltuntergangsszenarien an in den letzten hundert Jahren. Wahrlich kein Schleck damit leben zu müssen; kannst du da immer noch ruhig vor dich hinpennen? Es geht schliesslich um Arbeitsplätze, auch wenn die Leute so was ja gar nicht wirklich haben wollen. Ist doch egal. Also, um mit einem nachhaltigen Bild noch irgendwie den Zeitgeist gerecht erfassen zu können, bitte um etwas Nachsicht für die temporär-drastische Vermittlungsform, aber echt, diese Verdrängungsphilosophien bei Männern haben sich bereits so weiterentwickelt, dass sie sich morgens vor dem Kiloabwägen noch schnell rasieren, um dem Bauchzeiger ein letztes Schnippchen nach unten zu schlagen und die weibliche Spezies inzwischen ihre Wimpern radikal anzupfen, damit die Häärchen auf den Zähnen wenigstens visuell etwas betonter zum Ausdruck kommen sollten. Weil dem Frauenstimmrecht noch immer keinen praktikablen Börsengang zugestanden wird – und logisistisch - nur die etwas seltsam-verstandenen Emanzipativ-Erfassten so was wirklich für die Ablenkungsmanöver praktizieren müssen. Aber Immerhin. Also eine Reifeentwicklung, die sich wenigstens mit verbaler Nachbesserung dem geschlechtlichen Aufwertungsmarketing ein paar Bonuspunkte an der Illusionsbar einheimsen könnte. Will heissen: unsere ‚Also-Bin-ich-Substanza-reale’ ist wohl endgültig flöten gegangen, nachdem unsere noch irgendwie abtastbaren Schulden so unverschämt überstrapaziert wurden, dass wir uns von einer lebbaren Realität bald komplett entwöhnt haben dürften. Wären da nicht die zunehmenden KlauRazzien bei den SpielkonsolenVerwaltern, könnte man solche Ungebärden wenigstens ansatzweise noch spielerisch kompensieren. Inklusive Risikofaktor allerdings, dass auch die letzten unnatürlich-toleranten MusikgehörEinrichtungen sich pensionieren lassen wollen - und zwar im fortgeschrittenen Beschleunigungsmodus, weil es inzwischen den selbst überraschten Aktienpaketen ungemütlich geworden ist. Tja, auch Tsunamis haben so ihre unberechenbaren Nachgeburten im wechselhaften Farbschemata unserer Tage. Unbedingt notieren Sticky! Genau! - Du hast es erraten: der global-zelebrierte Schwachsinn hat bald in allen Kreativboxen Einzug gehalten. Die Ablenkungsindustrie macht nirgends mehr halt und die Schwerpunktsetzung unserer Wertegesellschaft in den Händen einiger ideologischer aber äusserst wahnUNwitzigen Zauberlehrlingen, welche uns ihre immer und immer wieder nachgebesserte FrischpoliturPraxis anbieten glauben zu müssen, im Sinne von: wie benütze ich meinen LebensGehstock, wenn uns der Teer auf der Strasse, einerlei im Einheitsbrei, so gnadenlos dahinschmilzt, und dann eben - klaro - keine altbewährte SinngebungsLandkarte mehr den Weg weisen kann. Andererseits wiederum erfrischend, wenn die ausgelutschten Erfahrungswerte von tatsächlich erneuerbaren Hochöfen gewandelt werden dürfen. Die Frage aber, wer gibt uns die neuen Richtlinien, wenn unsere ‚Experten’ selber umsverrecken nicht aus den KindergartenSchuhen herauslatschen wollen - aber eigentlich endlich sollen. Diesmal wohl besser
Mütterchen Natur konsultieren. Dass uns das aber auch nicht schon längstens
eingefallen ist? - Ist es doch! Nachzulesen in den unzähligen, inzwischen arg
verstaubten, KellerSchubladenKästenPapierhalter von Grosskonzernen, die bald aus
allen Nähten platzen und sogar unsere immer mehr verärgerten
VierfussPapierNagerchen sich die Zähne ausbeissen, wie sie denn eeeeeendlich an
diese Beute gelangen könnten. Noch was zu unseren etablierten UnKulturModalitäten, lieber Sticky. Eigentlich finden es
die meisten Menschen völlig normal, wenn jemand in seinen Jeanshosen zwei, oder
mehrere Riesenlöcher an seinen Kniescheiben spazieren geht. Selbst wenn dann
noch ein Biswind sein Unwesen treibt. Das gleiche Motiv treibt vermutlich auch
die eher hilflos freigestellten Bauchnäbel und das gegenüberliegende, ebenso
strapazierte Nierendasein in Verzweiflungstaten – vermutlich wohl eher später
als früher, weil die revitalisierte, chemisch-virtuelle Erregerindustrie dem
Friedhofaufenthalt nun endgültig den Rücken zugekehrt hat (sehr gut bekleidet
allerdings, und mit einem gutbetuchten Kässeli). Aber wir sind auch ein sehr gut erzogenes Bleibevölklein. Wenn mich z.B. ein gut installierter Muskelmann in seiner Funktion als Türsteher kurz nach einer SekundenLaserMusterung dann doch noch irgendwie zu 'grüssen' versucht, dann aber ehrfürchtig und in Windeseile auf die andere Seite schaut - soll ich jetzt zurückgrüssen, sozusagen als nichtsahnender Ritualausführender oder sollte ich seine 17,4-Gradkopfbewegung einfach zur Kenntnis nehmen, als hätte er virtuell einfach mein Billett geknipst – auch wenn ich gar keines bei mir habe? Gut, das wird nachher auf die Getränke draufgepfropft, aber eben: äusserst respektvoll und vor allem geräuscharm. Dafür werden unsere Autos immer grösser und unsere Parkfelder immer kleiner, und als Ausgleich dafür wachsen die Parkfeldzölle in die Höhe, als würden einem beim Belegen eines solchen Plätzchens gleich die Goldbarren in den Kofferraum hineinkriechen wollen, ja, ja, mindestens so diskret. Nein, da hilft jetzt auch keine physische Erweiterungspalette an Kommunikationsmitteln wie MMS, SMS* Handy, iPhone, iPod, PC, Radio, TV, Telefon und wie sie sonst noch alle an Auszeichnungen brillieren können (gelle da staunste, lieber Stiky, wie weit wir es schon gebracht haben – ok, wenigstens technistischerweise), weil diese Unmoden ja inzwischen ein Eigenleben entwickelt haben: „von Enkel bis zur Oma, Zuhause oder im Knast, wir sind doch immer auf dem OnlineAst“ (lieber Herr Werbefritz, dieser Slogan wäre noch zu verkaufen... ). - Also dann, bis neulich ...
(* Wie kürzlich im Nobelrestaurant, wo die Tische immer länger und die Kommunikatiönchen immer kürzer werden - MMS: „mei, mir schmeckts!“, worauf die Angebetete elektronikbeschleunigt rückbestätigte – SMS: „selbst mir schmeckt’s! - Ach, wie aufregend kann das Leben doch sein!)
jac h. riger,
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