Bloß keine künstlichen Zusatzstoffe
Hat sich wirklich was verändert? – Red.
“Hersteller wenden sich ab von chemischen Zusatzstoffen” (?)
Weil viele Kunden die lange Liste der E-Nummern auf Lebensmitteletiketten satt haben, setzt die Industrie auf Zusatzstoffe aus der Natur. Das Geschäft mit Rosmarin- und Algenextrakten boomt.
ine Tomate ist eine Tomate ist eine Tomate. Jeder kennt sie, jeder weiß, wie sie schmeckt, sie muss nicht erklärt werden. Innen Tomate und außen Tomate, so einfach ist das. Chemie ist keine drin. Zumindest steht’s nicht drauf. Denn wenn die Tomate ein Etikett hätte, wäre es ziemlich lang. Darauf wäre zu lesen: „Zutaten: Wasser, Zucker, Füllstoff Cellulose, Geschmacksverstärker Natriumglutamat, Farbstoffe E160a, E160d, E101, Geliermittel Pektin, Antioxidationsmittel E300, Säuerungsmittel E296, E330, natürliche Aromastoffe“. Der Verkaufserfolg der Tomate wäre schlagartig in Frage gestellt.
Das Beispiel mit der Tomate findet sich in einem Heftchen des BLL, des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft wirbt mit einfachen Beispielen für mehr Akzeptanz der Zusatzstoffe. „Chemische Namen klingen oft unverständlich, aber sie benennen nur die riesige Zahl bekannter Substanzen und bieten die Möglichkeit, sie zu klassifizieren“, heißt es da. Und: „E-Nummern werden nur den Substanzen zugeteilt, deren Unbedenklichkeit erwiesen ist.“ An der Skepsis vieler Kunden hat die Aufklärungskampagne wenig geändert. Organisationen wie Foodwatch warnen vor einer wachsenden Zahl von Allergien und schwer zu kontrollierenden Überlappungseffekten, wenn immer mehr Zusatzstoffe verwendet werden.