Der Widerstand wächst: Infektiologe in St. Gallen: “Die schweren Erkrankungen nehmen ab” / Aichacher Gesundheitsamtsleiter wettert gegen Corona-Strategie
° Infektiologe Pietro Vernazza sieht keinen Grund für ernsthafte Coronabesorgnis
Im TVO-Talk vom Mittwoch betont der St.Galler Chefarzt den grösstenteils milden Verlauf vieler Fälle der angelaufenen zweiten Coronawelle. Weder Vernazza noch der Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin wünschen verschärfte Massnahmen, doch solle die Bevölkerung die Schutzvorschriften ernst nehmen.
Die Coronalage in der Schweiz ist laut Bundesrat schlecht und ungemütlich, die Fallzahlen steigen auch in der Ostschweiz rasant an, am Mittwoch über 400 neue Fälle im Kanton St.Gallen, über 100 im Thurgau. Ob der Chef-Infektiologe des Kantonsspitals St.Gallen immer noch nüchtern bleibe, will Moderator Stefan Schmid, Chefredaktor des «St.Galler Tagblatts», im TVO-Corona-Talk von Pietro Vernazza wissen. «Genau so nüchtern», antwortet der Chefarzt und relativiert die Zahlen: In der ersten Welle seien die Hospitalisationen getestet worden, jetzt gebe es täglich 10’000 bis 20’000 Tests von Menschen mit leichten Symptomen. Dass die Zahlen stiegen, sei normal:
«Jedes Jahr im Herbst verbreiten sich die respiratorischen Viren.»
° Aichacher Gesundheitsamtsleiter wettert gegen Corona-Strategie – Grüne halten Aussagen für “nicht länger tragbar”
Der Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg, Friedrich Pürner, kritisiert die Anti-Corona-Strategie von Ministerpräsident Markus Söder, seinem obersten Dienstherren, und wettert auf Twitter gegen Masken und Reisewarnungen. Nun üben die Grünen im Landkreis Aichach-Friedberg harsche Kritik an Pürner.
Friedrich Pürner hadert seit Längerem mit den Maßnahmen, die er als Gesundheitsamtleiter umsetzen soll. Nun forderte er auf br.de unter anderem, dass nicht nur die Anzahl der Erkrankten, sondern auch die Stärke der Erkrankung erfasst werden soll. Soweit, so legitim – für einige seiner Aussagen auf Twitter, muss er sich nun allerdings einiges an Kritik anhören.
Bereits mehrfach hatte Pürner Zweifel am PCR-Test geäußert, der für den Nachweis von Corona-Infektionen eingesetzt wird. Der Mediziner hält dieses gängige Testverfahren für ungenau. Über die Möglichkeit falscher Positiv-Ergebnisse sprach er bereits im Juni, als rund 100 Saisonarbeiter auf einem Spargelhof in Inchenhofen positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Ebenfalls hielt der Gesundheitsamtsleiter nicht mit seiner Meinung in puncto Corona-Warn-App der Bundesregierung hinterm Berg. In einem Interview mit der Aichacher Zeitung erklärte er vor einigen Monaten, er werde sich die App nicht herunterladen und könne sie auch nicht empfehlen.