Phänomen Mensch

Phänomen Mensch

Zur Sache. Der gewordene Mensch, wohl seines Gottes Teil und eigenschaftlich ähnlich ihm, der
kaum seinen Kontext kennt für sein Dasein, ja der weiß wohl kaum, wer, noch wo, kaum wie er
ist und was er soll. Mitten im lebendigen Organismus der Natur fühlt er sich kosmisch berufen,
es ihr und es ihm zu zeigen, dass er es noch besser kann, er sie und er ihn eigentlich nicht mehr
braucht, anstatt mit ihr und mit ihm dankbar zu jubeln und zu tanzen, und scheitert lange
kläglich.

In einer seiner Facetten fühlt er sich im Großen und Ganzen als Teil nur zu klein, weil er seinen
Wert bemisst, anstatt sich zu entfalten.

So kummert er zu oft zu arg und ihm verkümmert seine Seele, die ihm zu sehr nach
Aufmerksamkeit dürstet.

mubariz mehdizadeh

So macht er sich anders, als er eigentlich ist, zu groß, zu klein, zu schön, zu hässlich und hofft
im Ermessen Seinesgleichen austaxieren zu können, ob er eigentlich größer, eigentlich kleiner,
eigentlich schöner, eigentlich hässlicher sein könnte oder wäre, als er sich ihm gibt.
So graust ihm der Regen, der ihn demütigend nässt, und die Sonne, die ihm zu selbstbewusst in
die Seele leuchten könnte.

In einer anderen seiner Facetten etwas einfacheren Natur, ahmt er Seinesgleichen nach, in
dem, was dieser tut, wie dieser denkt, was dieser sagt, und manifestiert damit Illusionen, die
ihn nur noch glauben lassen, was er dann sieht und was er dann schmeckt. Er lässt sich leiten
und lenken und glaubt allem, was ihn von draußen erreicht, solange er nicht stolpert.
So jagt seine Seele durch den Wind, sie dürstet nach Brause.

So tut er alles, dieser Mensch, was ihn im Auge des Orkans zufrieden stimmt.

So schmeißt er sich ins Wasser und genießt sein spaßiges Leben als Rückenschwimmer.

 

lubo mirkin

In dritter Facette ringt er um das Verstehen. Der Mensch gräbt tiefer als er liegen könnte, wenn
er tot wäre, um das Leben auszuhöhlen, um zu verstehen, was letztlich allem zu Grunde liegt.

So ist er lebenslänglich auf der Suche und ihn dürstet es nach dem vermissten Anker.

So erwachen in ihm Tugenden und sein Wesen bewusstet.

So greift er solange nach Handfestem, bis ihm gewahr wird, dass er mehr begreift, wenn seine
eingrenzenden Begriffe staunend verstummen und froh stimmt er allem Einklang zu.

 

Raimund Welsch
Aachen, den 01.03.2022

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