Was Satanisten nur in geheimen Räumen praktizieren, propagiert die Pharma ganz öffentlich

Tony Wyss-Coray fahndet im Blut junger Menschen nach Wirkstoffen, die den Alterungsprozess bremsen. Er hat bereits vielversprechende Kandidaten gefunden, aus denen er Medikamente entwickeln will.

Herr Wyss-Coray, wie Sie kürzlich gezeigt haben, verbessert sich das Gedächtnis alter Mäuse, wenn man den Tieren menschliches Nabelschnurblut in den Kreislauf injiziert. Bereits vor 150 Jahren hat man entdeckt, dass das Blut junger Mäuse auf alte Artgenossen wie ein Jungbrunnen wirkt. Warum wurde diese Beobachtung damals nicht weiterverfolgt?

Früher gab es längst nicht so gute Messmethoden wie heute. Auch hätten die Forscher nicht gewusst, wonach sie genau suchen sollten. Das ist heute ganz anders. Um herauszufinden, welcher Blutfaktor die gedächtnisfördernden Wirkungen vermittelt, haben wir die gesamte RNA – ein Mass dafür, welche Gene gerade aktiv sind und Proteine erzeugen – im Gehirn der Tiere bestimmt. So etwas wäre in der Vergangenheit undenkbar gewesen.

Mithilfe der RNA-Messungen haben Sie ein Protein namens TIMP2 identifiziert, das die hirnverjüngenden Effekte von Blut weitgehend vermittelt. Finden Sie es nicht erstaunlich, dass ein einzelner Blutinhaltsstoff so tiefgreifende Wirkungen auf das Gehirn hat?

In der Tat. Bei dem Protein handelt es sich allerdings um einen Faktor, der eine Vielzahl von Prozessen, darunter die Aktivierung von mehreren Wachstumsfaktoren, reguliert. Das könnte der Grund für seine erstaunliche Power sein. Wie der Blutfaktor seine verjüngende Wirkung im Einzelnen entfaltet, ist zwar noch unklar. Das spricht jedoch nicht gegen seine Verwendung für eine verjüngende Therapie. Auch die Wirkungsweise vieler guter Medikamente kennen wir schliesslich noch nicht.

 

Das könnte Dich auch interessieren...